Sonntag, 29. Dezember 2013

VIEL






Da denkt man an nichts Göttliches, und dann das: Seh ich doch ein Nummernschild, auf dem VIEL prangt.

Als Fußball-Fan (siehe BMG, ELF und SOL) kommt mir da ein legendäres Zitat eines nicht minder legendären nordirischen Fußball-Stars in den Sinn.

George Best war in den 60ern und 70ern einer der weltbesten Stürmer und räumte mit Manchester United alles Wichtige ab, was es zu gewinnen gab.

Auf dem Platz ließ er jeden Gegner stehen, abseits des Platzes ließ er nichts stehen und liegen, wie er mal betonte:

„Ich habe VIEL Geld für Alkohol, Frauen und schnelle Autos ausgegeben – den Rest habe ich einfach verprasst.“

So viel Göttliches zu VIEL.




Donnerstag, 26. Dezember 2013

BIO






Da denkt man an nichts Gesundes, und dann das: Seh ich doch ein Nummernschild, auf dem BIO prangt.

Neulich im Kindergarten (siehe LUCK). Eine Mutter von zwei Kindern erzählte von einem amüsanten Familienerlebnis.

Ihr Mann, ein Bär von einem Handwerker, der ein paar Tage auf Montage war, kam an einem Freitagnachmittag nach Hause und wollte nun seine Familie zum Essen einladen.

Man entschied sich für das Restaurant im nigelnagelneuen Hotel, das nur einen Katzensprung entfernt war. Alles schick und schön und drauf und dran den Bärenhunger zu bändigen.

Standesgemäß bestellte der Familienvater die große Grillplatte mit allem Pipapo. Und prompt wurde sie geliefert. Doch irgendwie wurde das Familienoberhaupt nicht so recht glücklich. Erst auf Nachfrage sagte er, dass das Fleisch etwas fade schmeckte.

Da klärte die Bedienung die Gäste auf:

„Das ist kein Fleisch. Denn Sie sitzen in einem vegetarischen Restaurant eines BIOhotels in Berlin-Friedrichshain.“

So viel Gesundes zu BIO.




Montag, 23. Dezember 2013

IRRE






Da denkt man an nichts Dreckiges, und dann das: Seh ich doch ein Nummernschild, auf dem IRRE prangt.

Letztens bekam ich die Gemeinschaftsproduktion Quintessence der fünf hochpreisigen Magazine – Vogue, Glamour, GQ, Myself und AD – aus dem Condé Nast Verlag in die Hände. Und konnte mir ein Lachen schlichtweg nicht verkneifen.

Denn auf Seite 25 fand ich eine Anzeige des Crèmeherstellers und Verjüngungsexperten La Mer mit der schönen Headline:

„Meer für die Haut.“

Vervollständigt wurde die Reklame mit einer Subline, einer Copy und natürlich eines Logos samt Claim.

Das IRRE bei dieser 1/1-Seite war die URL. Klar gab es für dieses Produkt eine deutsche Website. Aber in diesem speziellen Fall hätten Kunde und Agentur mal auf die internationale Site verweisen sollen.

Denn die Webadresse für den deutschen Sprachraum lautete schlicht und ergreifend:

LaMer.de

Da man den Punkt aufgrund der nicht so schönen Typo kaum wahrnahm, stand als Absender – übersetzt ins Deutsche – ‚die Scheiße’.

So viel Dreckiges zu IRRE.




Freitag, 20. Dezember 2013

SOL






Da denkt man an nichts Knuspriges, und dann das: Seh ich doch ein Nummernschild, auf dem SOL prangt.

Als Fußball-Fan (siehe BMG und ELF) blickt man schon mal über den heimischen Tellerrand und guckt, was in den anderen europäischen Ligen so abgeht.

Zu schönen Spielen und schlimmen Niederlagen gehören auch immer skurrile Meldungen. Wie die über einen französischen Nationalspieler in Diensten des AC Mailand.

Monsieur hat sich eine kuriose Verletzung zugezogen. Es heißt, er habe sich die Netzhaut verbrannt. Der Grund? Er war zu lange im SOLarium.

Gilt auch bei Fußballern: Wer schön sein will, muss leiden.

So viel Knuspriges zu SOL.




Dienstag, 17. Dezember 2013

ESS






Da denkt man an nichts Splitterndes, und dann das: Seh ich doch ein Nummernschild, auf dem ESS prangt.

Um das nicht so prickelnde Betriebsklima in einer Berliner Werbeagentur (siehe BART) etwas auf Vordermann zu bringen, veranstaltete die damenbärtige Chef-Beraterin ein Raclette-Essen in ihren eigenen vier Wänden.

Jeder der anwesenden Kollegen brachte eine Kleinigkeit mit. Und somit waren die Tische reichhaltig gedeckt. Gemüse und Obst, Fisch und Fleisch, Salate und Beilagen, Brot, Käse und Saucen in allen erdenklichen Variationen – es wurde wahrlich an alles gedacht.

Selbst der Halb-Italiener wollte nicht auf seine Grissini Torinesi verzichten. Er schnappte sich vier Wassergläser und platzierte darin seine Weizengebäckstangen. Doch vier Grissini hielt er zurück. Denn als Krönung drehte er jeweils eine Scheibe Parmaschinken um eine Stange und dekorierte damit seinen Grissini-Strauß.

Ein Junior-AD bemerkte, dass diese Grissini-Sorte haargenau aussieht wie die chinesischen ESSstäbchen, die er in der Küchenschublade entdeckte. Klar, was geschah. Er nahm sich heimlich eine Gebäckstange samt Parmaschinken, entrollte das gute Stück, wickelte den Schinken nun um ein chinesisches Essstäbchen und steckte es zurück in eines der mit Grissini gefüllten Wassergläser.

Allmählich kam man zu Potte. Die Kerzen wurden angezündet, das elektrische Licht gelöscht. Man nahm Platz, dankte der Gastgeberin und prostete sich zu. Kein Vergleich zum täglichen Miteinander. Die Stimmung war angenehm.

Unangenehm und schmerzhaft wurde es für einen Berater, der sich am falschen Grissini die Zähne ausbiss. Und das traute Glück jäh zerstörte. Er schluckte unwissentlich ein Stückchen Holz, blutete ein wenig und eine Ecke seines Zahnes ist bis heute nicht aufgetaucht.

Nachdem die Empörung zunächst groß war, konnte der Alkohol mit zunehmender Dauer die Wogen glätten. Und selbst der Berater konnte über den üblen Scherz trotz Schmerz lachen.

So viel Splitterndes zu ESS.




Samstag, 14. Dezember 2013

TIT






Da denkt man an nichts Sagenhaftes, und dann das: Seh ich doch ein Nummernschild, auf dem TIT prangt.

Läuft mir ein Statement von Reality-TV-Queen Daniela Katzenberger über den Weg und kalt den Rücken runter:

„Es ist einfach etwas anderes, ob deine Freundinnen dir sagen, dass du toll aussiehst, oder wenn ein Mann dir sagt, wie toll deine Brüste (engl. sg. [vulg.] TIT) in dem Kleid aussehen.“

So viel Sagenhaftes zu TIT.




Mittwoch, 11. Dezember 2013

WO






Da denkt man an nichts Unvergessliches, und dann das: Seh ich doch ein Nummernschild, auf dem WO prangt.

Die Werbeagentur, in der ich als Junior-Texter begann (siehe PIC, FEE, MUT, BLB, VERD, SUM, LAP, PICK, INGA, KINO und ROCK), betreute unter anderem den Gesamtetat eines großen deutschen Finanzdienstleistungsunternehmens.

Das Team, das das Tagesgeschäft wuppte, bestand aus 17 Personen. Die Beratung stellte fünf, die Grafik sechs, die Text-Fraktion drei und die Geschäftsführung ebenfalls drei Persönlichkeiten.

Zwei der drei Geschäftsführer waren um die 1,90 Meter, der dritte im Bunde etwa 1,80 Meter. Letzterer rasierte sich seinen blonden Schopf alle zwei Wochen auf eine Länge von 12 Millimeter. Einer der beiden Größeren hatte mittellanges Haar inklusive eines klassischen Seitenscheitels. Der andere Größere stylte sich täglich seine graumelierte Löwenmähne mit Gel, Lack oder Spray zu einem kreativen Kopf.

Im Schnitt füllte sich der Konfi alle zwei Tage für ein großes Teammeeting. Meist dauerte eine Session anderthalb Stunden. Danach war man geplättet und man musste erst mal wieder zu Kräften kommen.

Nach einem dieser denkwürdigen Meetings strömte alles aus dem Konfi in den langen Flur. Vorneweg zwei der drei Geschäftsführer – Löwenmähne und Blondschopf.

Ein Texterkollege war voll in seinem Element und meinte ganz salopp:

WO geht denn die Oma mit dem Adlerküken jetzt hin?“

Der Flur bebte für einen Augenblick.

So viel Unvergessliches zu WO.




Sonntag, 8. Dezember 2013

PIN






Da denkt man an nichts Schützendes, und dann das: Seh ich doch ein Nummernschild, auf dem PIN prangt.

Wie schon mal verklickert, machten sich meine Eltern in einem niedersächsischen Nest selbstständig (siehe PIROL, HASEN, BOB, DAD, BARRY und REHE). Mit einer Gaststätte samt acht Kegelbahnen.

Als Gastronom bleibt es ja nicht aus, dass Einbrecher spontan und unangemeldet zu Besuch kommen. So durften auch wir einige Male Bekanntschaft mit diversen Vertretern dieser Zunft machen. Mal haben sie es geschafft, uns zu beklauen, mal konnten wir sie erfolgreich davon abhalten.

Ein Kegler hatte es tatsächlich mal geschafft, einen Kegel mit einem Wurf zu zerlegen. Daraufhin gab er nicht nur mehrere Runden für seine Mitspieler aus, sondern brachte beim nächsten Kegelabend auch einen nigelnagelneuen Kegel mit.

Dachte er – aber es war ein PIN. Zehn Pins kommen beim Bowling zum Einsatz, haben eine etwas andere Form als Kegel und stehen frei. Die Pins sind in einem gleichseitigen Dreieck angeordnet, wobei eine Spitze des Dreiecks in Richtung des Spielers zeigt.

Beim Kegeln hingegen wird auf neun Kegel geworfen, die an Schnüren hängen. Die Kegel sind dabei gleichmäßig in Form eines Quadrats arrangiert, das auf der Spitze steht – also in Rautenform.

Da meine Eltern nun mal zehn Jahre lang eine Kegelbahn betrieben, hatten sie für einen Pin wenig übrig. Schließlich wurde er neben dem Bett meines Vaters platziert, um die nächtlichen Einbrecher in die Flucht zu schlagen. Im wahrsten Sinne.

So viel Schützendes zu PIN.




Donnerstag, 5. Dezember 2013

LUCK






Da denkt man an nichts Hüpfendes, und dann das: Seh ich doch ein Nummernschild, auf dem LUCK prangt.

Fällt mir eine kleine Geschichte ein, die ich letzte Woche erleben durfte. War nachmittags auf dem Weg, meinen Sohn vom Kindergarten abzuholen. Marschierte durchs Samariterviertel (Berlin-Friedrichshain) Richtung Voigtstraße, um die Frankfurter Allee zu überqueren.

Ecke Voigtstraße/Rigaer Straße bemerkte ich, wie jemand klappernd auf- und absprang. Ging die Voigtstraße weiter bergab zur Ecke Frankfurter Allee und konnte meinen Augen kaum trauen.

Eine Frau um die 40, etwa so groß wie ein Kühlschrank mit Gefrierkombination also ungefähr 1,60 Meter, hüpfte vor dem Geldautomaten auf und ab und versuchte, sich Bares zu ziehen. Pech gehabt, sie zog nur Nieten. Der Automat steht so ungünstig und hoch für kleinere Personen, dass man Display und Tasten schwer erkennen und erreichen kann.

Leicht aus der Puste drehte sie sich zu mir um und fragte mich, ob ich sie mal eben hochheben könnte. Ich gab mir einen Ruck und hob sie ‚Dirty Dancing’-gleich – nein, kleiner Scherz – ich hob sie hoch, während sie noch Small Talk mit mir halten wollte.

Nach gefühlten zwei Minuten ließ ich sie runter. Sie spürte wieder festen Boden unter den Füßen und fühlte sich erleichtert:

„So ein Glück (engl. LUCK), dass es noch nette Leute gibt. Vielen Dank.“

Glück gehabt, dass die Dame nicht so schwer war wie ein Kühlschrank mit Gefrierkombination.

So viel Hüpfendes zu LUCK.




Montag, 2. Dezember 2013

FRED






Da denkt man an nichts Einheitliches, und dann das: Seh ich doch ein Nummernschild, auf dem FRED prangt.

In vielen Berufen gibt es Uniformen. Beim Bund, bei der Polizei, bei der Feuerwehr, bei der Bahn, bei der Bank, bei Fluggesellschaften, im Krankenhaus, auf dem Bau, in der Gastronomie und und und.

In der Werbebranche sieht das ein bisschen anders aus. In den 80ern trug man überwiegend schwarze Klamotten. Doch heutzutage ist Polen offen. Alles kann, nichts muss. Es gibt wohl nur noch eine Regel: Wer Kundenkontakt hat, trägt Kostüm (Weiblein) oder Anzug (Männlein). Sonst ist alles erlaubt.

Ein Senior AD, mit dem ich mir Büro und Kunden in einer Berliner Werbeagentur (siehe WITZ, WAS, PLI, PEN, CHOO, HIP, OHOH, NIP und MAZ) teilte, hatte es satt, sich täglich neu zu erfinden, entdecken, dem Klamottenwahn auszusetzen.

Kurzzeitig läutete er eine schwarze Phase ein – die machte ihn aber nicht glücklich. Dann folgte die Jeans-und-Button-down-Hemd-Kombi – auch nicht weiter erwähnenswert. Nur dass er untenrum der Jeans treu blieb. Aber oben?

Alles Suchen hatte ein Ende, als er sein Glück schließlich bei FRED Perry fand. In den warmen, angenehmen Monaten trug er Poloshirts von Fred Perry – entweder kurzärmelig oder mit langem Arm. Dürften wohl um die 15 verschiedene Shirts gewesen sein.

Die Krönung folgte in den kälteren Monaten des Jahres. Zu seinen Jeans kombinierte er ausschließlich Fred Perry Raglan Zip Through Cardigans. Auf gut Deutsch: eine körpernahe Strickjacke aus gerippter Baumwolle mit Reißverschluss und Stehkragen.

Zunächst gab es nur eine Farbe: schwarz. Und doch fanden sich bald fünf schwarze Strickjacken in seinem Kleiderschrank (1x M, 2x L, 2x XL). Ein Glück, dass Fred Perry jedes Jahr eine neue Farbe an den Start brachte. So vervollständigten Navyblau, Jagdgrün, Lakritzbraun und Granitblau den bunten Reigen an Fred-Perry-Strickjacken.

Zwar wartet er sehnsüchtig auf die graue Version, doch dieses Jahr wurde es wieder nichts. Beige meliert ist Trumpf. Leider.

So viel Einheitliches zu FRED.




Freitag, 29. November 2013

ROWDY






Da denkt man an nichts Nervendes, und dann das: Seh ich doch ein Nummernschild, auf dem ROWDY prangt.

Tagtäglich erlebt man den Straßenmusikantenstadl in der Hauptstadt. Auf den Wegen und in den Fußgängerzonen kann man ihn ja noch umgehen, aber in der U- oder S-Bahn ist man ihm zwangsläufig ausgeliefert. Zumindest für eine Station. Und das kann für den vermeintlichen Zuhörer schon zu lange dauern, wie ich letztens als Augenzeuge beobachten durfte.

Denn wie jeden Tag stiegen die drei Musikanten – bewaffnet mit zwei Trompeten, Akkordeon und Rekorder plus Lautsprecher – in die Bahn und intonierten wie gehabt „Hit the Road Jack“ von Ray Charles. Das einzige Lied, das sie nicht können – dafür spielen sie zu schlecht und zu schräg –, sondern das sie abspielen.

Die Abspieler betraten also die S-Bahn und jeder der mitfahrenden Gäste wusste, was ihn erwartete, wenn sich die Türen schließen. Doch bevor der Rekorderdrücker die Taste betätigte, brüllte ein Passagier den Dreien lautstark entgegen:

„Hört auf! Heute kein verdammtes Ein-Minuten-Konzert!“

Für einen Augenblick herrschte absolute Ruhe, bis einer der drei Musikanten schließlich mit rollendem ‚R’ konterte:

ROWDY, du!“

Sie öffneten nochmals die verschlossenen Türen, verdufteten und streckten bestimmte Finger in die Höhe.

An diesem Tag blieb einem der Ohrwurm erspart. Ist doch auch mal was.

So viel Nervendes zu ROWDY.




Dienstag, 26. November 2013

GEL






Da denkt man an nichts Schmieriges, und dann das: Seh ich doch ein Nummernschild, auf dem GEL prangt.

Und schon treibt es mich wieder in die niedersächsische Pampa (siehe HASEN, SKA, BOB, DAD, BO und BARRY). Als junger Teenager hatte ich hauptsächlich Fußball und Flausen im Kopf. Aufm Kopf gab es weder Mutproben noch Überraschungen – bis auf meine ausrasierte Geheimratsecke.

Es war die Zeit vor Haarcremes, Haarwasser, Haarwachs, Zuckerwasser und Vaseline. Doch eines Morgens machte ich Bekanntschaft mit einer Tube, die auf unserem Badewannenrand stand. Dachte, es wäre ein neues Shampoo mit einer neuartigen Konsistenz. Falsch gedacht. Nach dem Duschen kamen mir die Haare so schwer, glänzend und klebrig vor.

Da ich schon seit jeher eine Aversion gegen Haartrockner (Föhn und Fön) habe und meinen Pelz an der Luft trockne, merkte ich zunächst nicht, dass der Zustand sich auch nicht ändert.

Bis ich in der Schule antanzte. Die Blicke der Mitschüler trafen mich wie kleine Giftpfeile und stempelten mich zur Lachnummer des Tages.

Lachend ging es auch zu Hause weiter. Meine Mutter sagte amüsiert, dass es ihr HaarGEL sei und wie viel man davon ins – eigentlich trockene – Haar gibt, um es zu stylen.

So viel Schmieriges zu GEL.





Samstag, 23. November 2013

FKK






Da denkt man an nichts Blankes, und dann das: Seh ich doch ein Nummernschild, auf dem FKK prangt.

Während meiner Text-Praktika-Tournee durch diverse HHer Werbeagenturen (siehe LUI) lernte ich undankbare Jobs, merkwürdige Kunden und interessante Kollegen kennen.

Eine Kollegin lud an einem Samstag das gesamte Kreationsteam einer Agentur zu sich aufs Land ein – zum Grillen und Fußballgucken. Denn es lief zu der Zeit eine Fußball-Weltmeisterschaft.

Sie war Anfang 20 und wohnte noch bei den Eltern. Ihr Vater war Maurer und hatte sich seinen Traum erfüllt und sein eigenes Häuschen im HHer Speckgürtel gebaut. Häuschen ist noch untertrieben. Es hatte wohl an die 200 qm Wohnfläche und ein imposantes Grundstück inklusive Pool. Das Domizil beinhaltete eine Souterrainwohnung, indem sich die Kollegin ausbreitete und vergnügte.

Ihre Eltern bewirteten und unterhielten die neun Kollegen, die der Einladung folgten, und zeigten ihnen das gesamte Territorium. Der Vater schmiss den Grill an, die Mutter schleppte Getränke und Snacks an. Wir genossen den Garten, das Idyll und die Ruhe vor dem Spiel.

Doch damit war es schlagartig vorbei. Als der Vater sich mit der Grillkohle eingestaubt hatte, zog er plötzlich blank, rannte wie ein aufgescheuchtes Huhn quer durch den Garten und sprang mit einer Arschbombe in den Pool.

Es war ein Bild für die Götter. Ein älterer Mann mit Plauze, Haarkranz und Gesichtsfotze flitzte splitterfasernackt durch die Walachei und plumpste ins kühle Nass.

Die Kollegin meinte nur mit einem Achselzucken:

„Meine Eltern lieben FKK!“

Ihre Mutter konnte sich an diesem Nachmittag beherrschen. Ihr Vater trug indes nur ein kurzärmeliges, kariertes Hemd. Sonst nichts.

Zum Spiel: Deutschland gewann die Auftaktpartie, bekleckerte sich aber nicht mit Ruhm – das ganze Turnier über.

So viel Blankes zu FKK.




Mittwoch, 20. November 2013

MAZ






Da denkt man an nichts Offenbarendes, und dann das: Seh ich doch ein Nummernschild, auf dem MAZ prangt.

Während meiner Zeit in einer Berliner Werbeagentur (siehe WITZ, WAS, PLI, PEN, CHOO, HIP, OHOH und NIP) teilte ich mir ein Büro mit einem seniorigen AD. Fürs Berufsleben perfekt. Man kann sich leicht die Bälle hin- und herspielen und Ideen weiterspinnen. Fürs Privatleben nicht immer so perfekt. Man bekommt halt alles mit, was im Leben des anderen so läuft. Und wenn derjenige auch noch extrem mitteilungsbedürftig ist, kommt man nicht umhin, es aufzusaugen.

Eines Tages meldete sich besagter Kollege bei einer Online-Dating-Plattform an. Und das änderte schlagartig alles. Dass er und eben auch ich kaum zum Arbeiten kamen, steht außer Frage. Er datete fast täglich ein neues Herzblatt und lud es zum Essen und mehr ein. Nach einem Monat hätte er schon einen Restaurantführer schreiben können – so viele Lokalitäten und Nationalitäten lernte er kennen.

Näher kennenlernen wollte er auch die Inhaberin einer Eventagentur. Er beschrieb sie als brünetten Barbara-Schöneberger-Klon, die nicht mit ihren Reizen geizte. Mit großer, unterhaltsamer Klappe und ausladendem Dekolleté in einem knapp bemessenen Wickelkleid.

Sie gingen zum Syrer und bestellten das MAZza-Menü – bestehend aus fünf Gängen. Zig Schälchen mit kleinen Köstlichkeiten und exzellente Weine brachten das Date scheinbar in Schwung. Mit zunehmendem Alkoholpegel wurden die Gespräche angeregter und die Dame offenherziger. Sie erzählte von ihrer Herz-OP und präsentierte die Narbe, hinter der sich ihr Herzschrittmacher versteckte.

Nicht verstecken wollte sie wohl ihre linke Brust, die sie meinem Kollegen plötzlich darbot, der glatt vom Kissen rutschte und sich das Kinn am Tisch aufschlug – wie er mir unter die Nase rieb.

Im angeschickerten Zustand musste er das Date schlagartig verlassen, das nächste Krankenhaus aufsuchen, um das suppende Kinn flicken zu lassen.

Auch an diesem Abend kam er zu seinem Stich. Denn das Kinn wurde mit vier Stichen genäht.

So viel Offenbarendes zu MAZ.