Mittwoch, 20. November 2013

MAZ






Da denkt man an nichts Offenbarendes, und dann das: Seh ich doch ein Nummernschild, auf dem MAZ prangt.

Während meiner Zeit in einer Berliner Werbeagentur (siehe WITZ, WAS, PLI, PEN, CHOO, HIP, OHOH und NIP) teilte ich mir ein Büro mit einem seniorigen AD. Fürs Berufsleben perfekt. Man kann sich leicht die Bälle hin- und herspielen und Ideen weiterspinnen. Fürs Privatleben nicht immer so perfekt. Man bekommt halt alles mit, was im Leben des anderen so läuft. Und wenn derjenige auch noch extrem mitteilungsbedürftig ist, kommt man nicht umhin, es aufzusaugen.

Eines Tages meldete sich besagter Kollege bei einer Online-Dating-Plattform an. Und das änderte schlagartig alles. Dass er und eben auch ich kaum zum Arbeiten kamen, steht außer Frage. Er datete fast täglich ein neues Herzblatt und lud es zum Essen und mehr ein. Nach einem Monat hätte er schon einen Restaurantführer schreiben können – so viele Lokalitäten und Nationalitäten lernte er kennen.

Näher kennenlernen wollte er auch die Inhaberin einer Eventagentur. Er beschrieb sie als brünetten Barbara-Schöneberger-Klon, die nicht mit ihren Reizen geizte. Mit großer, unterhaltsamer Klappe und ausladendem Dekolleté in einem knapp bemessenen Wickelkleid.

Sie gingen zum Syrer und bestellten das MAZza-Menü – bestehend aus fünf Gängen. Zig Schälchen mit kleinen Köstlichkeiten und exzellente Weine brachten das Date scheinbar in Schwung. Mit zunehmendem Alkoholpegel wurden die Gespräche angeregter und die Dame offenherziger. Sie erzählte von ihrer Herz-OP und präsentierte die Narbe, hinter der sich ihr Herzschrittmacher versteckte.

Nicht verstecken wollte sie wohl ihre linke Brust, die sie meinem Kollegen plötzlich darbot, der glatt vom Kissen rutschte und sich das Kinn am Tisch aufschlug – wie er mir unter die Nase rieb.

Im angeschickerten Zustand musste er das Date schlagartig verlassen, das nächste Krankenhaus aufsuchen, um das suppende Kinn flicken zu lassen.

Auch an diesem Abend kam er zu seinem Stich. Denn das Kinn wurde mit vier Stichen genäht.

So viel Offenbarendes zu MAZ.




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