Freitag, 16. August 2013

FIT






Da denkt man an nichts Aufbauendes, und dann das: Seh ich doch ein Nummernschild, auf dem FIT prangt.

Lässt meine Gehirnwindung rotieren. Ziemlich genau als ich meinen ersten Job in einer HHer Werbeagentur antrat (siehe PIC, FEE, MUT, BLB, VERD, SUM, LAP und PICK), schleifte mich ein Kumpel aus Tagesinternat-Zeiten (siehe ACDC und ERSO) in ein neu eröffnetes FITnessstudio, das für beide Seiten gut und günstig zu erreichen war.

Wir – hager, drahtig, eher die Iggy-Pop-artigen Typen – wollten schon auf der Türschwelle umdrehen, als wir in die Gesichter der aufgepumpten Gestalten blickten. Doch da erschien engelsgleich ein Donna-Dixon-Klon (nicht zu verwechseln mit einem Dixi-Klo) wie in Superslowmotion aus „Wayne’s World“ vor unserer Nase. Sie hätte ohne Weiteres als Vorturnerin im Video „Call On Me“ von Eric Prydz agieren können.

Perfektes Gesicht, perfekte Haare, perfekte Größe, perfekter Körper, perfekt gemachte Brüste. Einziger Wermutstropfen: Ihr Gang. Mein Vater hätte gesagt: „Da müssten mal die Speichen nachgezogen werden.“ Sie trug ein hauchdünnes Trainingsoutfit – eigentlich nur ein Sport-BH und eine eng anliegende Shorts –, durch das man ihre kleinen Härchen erspähen hätte können.

Wir standen wohl da wie zwei aufgerichtete Erdmännchen und ließen uns zu einem Probetraining hinreißen. Oder besser: verführen. Nach der 60-minütigen Show wurden wir natürlich Mitglied in dem Fitnessclub, in der Hoffnung Muskeln und Ego aufzubauen und durch den blonden Engel bei jeder Trainingseinheit motiviert zu werden.

Träum weiter, Junge! Wir wechselten die Tage durch und kamen auch siebenmal die Woche ins Studio. Nix da. Sie verschwand vollkommen von der Bildfläche.

Bis mich eines Tages mein Kumpel mit zum Friseur nahm. Dachte schon: Hey, wie schwul ist das denn?! Doch da war sie. Ungewohnt bieder in schwarzer Hose und weißer Bluse schnitt sie den Kunden die Haare. Aber gewohnt gefährlich: Was man sonst nur vom Penspinning kannte, machte sie mit der Schere. Nennt sich denn wohl ‚Scissors Spinning’.

Es kam, wie es kommen musste: Ich war dran. Nahm Platz und sie warf mir den Umhang über. Sie schnitt und wie selbstverständlich ließ sie die Schere immer wieder über ihre Hand gleiten. Kam mir vor wie bei „Edward mit den Scherenhänden“ von Tim Burton mit Johnny Depp. Als sie meinen ängstlichen Ausdruck bemerkte, schaltete sie einen Gang runter und machte sich mit vollem Körpereinsatz an meinen Ohren zu schaffen. Dabei drückte sie gelegentlich ihren Oberkörper – um nicht zu sagen: ihren Busen – gegen meinen Oberarm. Als sich schließlich ein kleines Zelt unter dem Umhang aufbaute, huschte ein Lächeln über ihr Gesicht. Und als Krönung ließ sie wie zufällig einen Föhn in meinen Schritt fallen.

So viel Aufbauendes zu FIT.




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