Da denkt man an nichts
Schlaftrunkenes, und dann das: Seh ich doch ein Nummernschild, auf dem KINO prangt.
Ich hatte Glück, als Junior-Texter in eine großartige
Werbeagentur zu kommen (siehe PIC, FEE, MUT, BLB, VERD, SUM, LAP, PICK und INGA).
Noch mehr Glück hatte ich, auf einzigartige Kollegen zu treffen, die mir den Einstieg in
die Werbung erleichterten. Mit einigen Vertretern konnte ich rund 10 Jahre
zusammenarbeiten.
Wir lungerten zusammen in den
Glaskästen rum, wenn wir nicht in Meetings waren, verbrachten zusammen die
Mittagspausen und die wertvolle Freizeit.
Als Werber ist man ja zwangsläufig ein
Augenmensch und mag meist auch bewegte Bilder. Folgerichtig gingen wir oft ins KINO. Schließlich besuchten wir jeden Mittwochabend die Sneak Preview im Grindel, die stets um 23
Uhr mit einem kleinen Entertainmentprogramm und großer Programmvorschau
startete. Ab und zu kamen mehr als ein Dutzend Kollegen mit. Irre.
Irre war auch die Sneak-Preview-Night, ein Special, das
ein- bis zweimal pro Jahr stattfand. Der Texter, der das Glashaus neben meinem
bewohnte – nennen wir ihn doch David – und ich wollten es mal durchziehen. Auf
dem Programm standen vier Filme, die wir natürlich noch nicht kannten. Es
sollte kurze Pausen geben und ein kleines Frühstück am Ende der Session.
David und ich saßen gegen 23 Uhr im voll besetzten Saal 1
und sahen uns „Sieben“ von David Fincher mit Brad Pitt und Morgan Freeman an.
Gegen 1.15 Uhr wurde „Dolores“ von Taylor Hackford mit
Kathy Bates und Jennifer Jason Leigh gezeigt.
Der Saal lichtete sich. Gegen 3.30 Uhr war das Kino noch
halb voll als der Streifen „Strange Days“ von Kathryn Bigelow mit Angela Bassett
und Ralph Fiennes lief.
Den krönenden Abschluss gegen 6 Uhr bildete „Don Juan DeMarco“ von Jeremy Leven mit Johnny Depp, Marlon Brando und Faye Dunaway. Der Saal
war wohl nur noch zu einem Viertel ausgelastet.
Gegen 8 Uhr wankten wir in den Vorraum und holten uns
Mini-Croissants für den Weg – in die Agentur. Erst gingen wir den Schlump
entlang, fuhren dann mit der U-Bahn und S-Bahn zum Hafen und liefen noch das
letzte Stück zum Kreuzfahrtcenter.
Wir waren die Ersten in der Agentur, aber gerädert und
übermüdet. Gingen in die Nasszelle und machten uns frisch. Stolperten in unsere
Glaskästen und erhofften uns wenige Jobs für den anstehenden Tag.