Montag, 30. September 2013

KINO






Da denkt man an nichts Schlaftrunkenes, und dann das: Seh ich doch ein Nummernschild, auf dem KINO prangt.

Ich hatte Glück, als Junior-Texter in eine großartige Werbeagentur zu kommen (siehe PIC, FEE, MUT, BLB, VERD, SUM, LAP, PICK und INGA). Noch mehr Glück hatte ich, auf einzigartige Kollegen zu treffen, die mir den Einstieg in die Werbung erleichterten. Mit einigen Vertretern konnte ich rund 10 Jahre zusammenarbeiten.

Wir lungerten zusammen in den Glaskästen rum, wenn wir nicht in Meetings waren, verbrachten zusammen die Mittagspausen und die wertvolle Freizeit.

Als Werber ist man ja zwangsläufig ein Augenmensch und mag meist auch bewegte Bilder. Folgerichtig gingen wir oft ins KINO. Schließlich besuchten wir jeden Mittwochabend die Sneak Preview im Grindel, die stets um 23 Uhr mit einem kleinen Entertainmentprogramm und großer Programmvorschau startete. Ab und zu kamen mehr als ein Dutzend Kollegen mit. Irre.

Irre war auch die Sneak-Preview-Night, ein Special, das ein- bis zweimal pro Jahr stattfand. Der Texter, der das Glashaus neben meinem bewohnte – nennen wir ihn doch David – und ich wollten es mal durchziehen. Auf dem Programm standen vier Filme, die wir natürlich noch nicht kannten. Es sollte kurze Pausen geben und ein kleines Frühstück am Ende der Session.

David und ich saßen gegen 23 Uhr im voll besetzten Saal 1 und sahen uns „Sieben“ von David Fincher mit Brad Pitt und Morgan Freeman an.

Gegen 1.15 Uhr wurde „Dolores“ von Taylor Hackford mit Kathy Bates und Jennifer Jason Leigh gezeigt.

Der Saal lichtete sich. Gegen 3.30 Uhr war das Kino noch halb voll als der Streifen „Strange Days“ von Kathryn Bigelow mit Angela Bassett und Ralph Fiennes lief.

Den krönenden Abschluss gegen 6 Uhr bildete „Don Juan DeMarco“ von Jeremy Leven mit Johnny Depp, Marlon Brando und Faye Dunaway. Der Saal war wohl nur noch zu einem Viertel ausgelastet.

Gegen 8 Uhr wankten wir in den Vorraum und holten uns Mini-Croissants für den Weg – in die Agentur. Erst gingen wir den Schlump entlang, fuhren dann mit der U-Bahn und S-Bahn zum Hafen und liefen noch das letzte Stück zum Kreuzfahrtcenter.

Wir waren die Ersten in der Agentur, aber gerädert und übermüdet. Gingen in die Nasszelle und machten uns frisch. Stolperten in unsere Glaskästen und erhofften uns wenige Jobs für den anstehenden Tag.

So viel Schlaftrunkenes zu KINO.




Freitag, 27. September 2013

WILL






Da denkt man an nichts Kurzweiliges, und dann das: Seh ich doch ein Nummernschild, auf dem WILL prangt.

Kommt mir eine Anekdote über die deutsche Fernsehjournalistin Anne WILL in den Sinn.

Sie ruft bei einem Berliner Taxiunternehmen an, um einen Wagen zu ordern:
„Anne Will – ein Taxi.“

Daraufhin kontert die Dame vom Droschkenservice:
„Anne möchte ein Taxi.“

So viel Kurzweiliges zu WILL.




Dienstag, 24. September 2013

MFG






Da denkt man an nichts Dechiffrierendes, und dann das: Seh ich doch ein Nummernschild, auf dem MFG prangt.

Hab unlängst gelesen, was diverse Mail-Grußformeln eigentlich bedeuten. Wie lautet die Formel, wer ist der typische Absender, was soll die Formel aussagen, was entspricht sie im wahren Leben?

Grußformel:
MFG (auch: Mit freundlichen Grüßen)
Absender:
Flüchtige Bekanntschaften
Aussage:
„So habe ich das in der Schule gelernt.“
Umsetzung:
Korrekter Händedruck. Die Hand einmal schütteln, dabei Augenkontakt.

Grußformel:
Grüße (auch: Viele/Beste Grüße)
Absender:
Völlig Fremde
Aussage:
„Sorry. Hiermit habe ich mich für den unpersönlichsten Gruß entschieden, der mir einfiel.“
Umsetzung:
Sehr flüchtiger Händedruck, bei dem die Handflächen einander kaum berühren. Augenkontakt vermeiden.

Grußformel:
Herzlichst (auch: Freundlichst)
Absender:
Pressesprecher
Aussage:
„Das Wort ‚herzlich’ hat keinerlei Bedeutung mehr für mich.“
Umsetzung:
Deutlich zu langer Händedruck. In die Augen sehen, bis es dem Gegenüber unangenehm ist.

Grußformel:
lg (auch: LiGrü)
Absender:
Vorgesetzte
Aussage:
„Irgendwie ist mir ‚lieb’ zu intim, also hab ich das mal abgekürzt.“
Umsetzung:
Kurzes Kopfnicken, freundliches Lächeln, aber kein Körperkontakt.

Grußformel:
xoxoxo (auch: hugs and kisses)
Absender:
Fitnesstrainer
Aussage:
„Wir sind echt dicke Freunde. Und die Welt besteht aus Marshmallows.“
Umsetzung:
Bussi-Bussi.

Grußformel:
cheerio (auch: cheers/ahoi)
Absender:
Marketingleiter
Aussage:
„Ich grüße prinzipiell nicht in meiner eigenen Sprache.“
Umsetzung:
Erst High five, dann Low five, danach die Fäuste aneinanderstoßen, die kleinen Finger ineinanderhaken, die Hände wieder auseinanderziehen.

Grußformel:
Ihr/e (auch: Ihr/e ergebenste/r)
Absender:
Verehrer/in von Rilke
Aussage:
„Ich bin viel älter, als ich aussehe.“
Umsetzung:
Verbeugung, Handkuss.

Grußformel:
tschüssikowsky (auch: Harry Vidertschi/Bis Baldrian)
Absender:
Schrebergärtner
Aussage:
„Ich bin viel jünger, als ich aussehe.“
Umsetzung:
Zeigefinger und Daumen lässig zu einer Art Pistole formen, dabei mit der Zunge schnalzen.

Grußformel:
In diesem Sinne eine wunderschöne Woche
Absender:
Versicherungsberater
Aussage:
In diesem Sinne eine wunderschöne Woche.“ (ja, wirklich)
Umsetzung:
Ein doppelhändiger Handschlag, bei dem die linke Hand auf dem Handrücken des Gegenübers landet.

Grußformel:
Alles Liebe
Absender:
Ex-Partner
Aussage:
Das Gegenteil: ‚Alles’ bedeutet ‚nichts’.
Umsetzung:
Kurze Umarmung, nur einen Arm verwenden. Der andere hängt schlaff herunter.

Grußformel:
CU (auch: see you)
Absender:
Ehemalige Klassenkameraden
Aussage:
„Es ist extrem unwahrscheinlich, dass wir uns bald wiedersehen.“
Umsetzung:
Übertrieben feste Umarmung.

Grußformel:
- (keine Grußformel)
Absender:
Echte Freunde
Aussage:
„Grüßen? Das haben wir längst hinter uns.“
Umsetzung:
Kopfnicken, Augenkontakt, wortloser Abgang.

So viel Dechiffrierendes zu MFG.




Samstag, 21. September 2013

OHOH






Da denkt man an nichts Berstendes, und dann das: Seh ich doch ein Nummernschild, auf dem OHOH prangt.

In einer Berliner Werbeagentur (siehe WITZ, WAS, PLI, PEN, CHOO und HIP) hatte ich mal das Vergnügen, mit einem kongenialen HHer Art-Partner unter anderem für ein europaweites Transportunternehmen zusammenzuarbeiten.

Das Arbeiten lebte von Schnellschüssen, da die Mediaagentur täglich überraschende Werbeträger klarmachte und der Kunde die Werbemittel von jetzt auf gleich einforderte.

Die Agentur war zweigeteilt. Der vordere Teil nach dem Empfang war der Beratung vorbehalten, im hinteren Teil tummelte sich die Kreation. Im Flur der Kreativen befand sich ein ovalförmiger Steh-Konfi mit Barhockern. Nahm man Platz auf einem Barhocker, saß man erhöht an dem Tisch. Stand man, drückte man zwangsläufig seinen Oberkörper dagegen.

Es war mal wieder so weit. Die Beratung bekam ein neues Briefing vom Kunden bzw. von der Mediaagentur und wollte es schnurstracks in die Pipeline geben. Das hieß, Meeting am Steh-Konfi. Die Kreation – Art und Text – war anwesend, bevor die Beraterin anschlich. Sie stellte sich uns gegenüber und war so breit wie wir beide zusammen. Sie trug stets schwarze Hosen mit Trompetenschlag und Pumps mit Pfennig-absätzen. Dazu kombinierte sie auffällig enge Blusen, denen – aufgrund ihrer Fülle – alles abverlangt wurde. Sie las das Briefing vor und hyperventilierte leicht aufgrund des sportlichen Timings. Dabei drückte ihr extremer Vorbau gegen die Tischplatte und wie aus heiterem Himmel beschoss sie uns ungewollt mit einem ihrer geplatzten Blusenknöpfe.

Meinem Kollegen und mir entfuhr simultan ein erschreckendes „OHOH“. Squashi (siehe TROY) hielt ihre Hände schützend vor ihren Oberkörper, bevor noch mehr Unheil geschah, und kicherte.

Wir nicht. Wir schämten uns eher. Nahmen das Briefing und verschwanden schnellstmöglich in unser Büro.

So viel Berstendes zu OHOH.




Mittwoch, 18. September 2013

HEFF






Da denkt man an nichts Hängendes, und dann das: Seh ich doch ein Nummernschild, auf dem HEFF prangt.

Dass man langsam, aber sicher in die Jahre kommt, merkt man daran, dass man von seinen Kollegen schon mal gedisst wird.

Ein Junior-Texter sagte letztens zu mir:

„Die Haut unter deinen Augen sieht langsam so aus wie HughHEFFHefners Sack.“

Es traf mich wie ein Schlag in die Weichteile. Bis ich erfuhr, dass das Zitat über den Playboy-Gründer nicht von ihm stammte, sondern aus einem Film.

Alles wieder im Lot. Haut ist noch straff.

So viel Hängendes zu HEFF.




Sonntag, 15. September 2013

AST






Da denkt man an nichts Amüsantes, und dann das: Seh ich doch ein Nummernschild, auf dem AST prangt.

Fällt mir eine kleine Geschichte zu HHer Zeiten ein. Eines Morgens ging ich mit einer Bekannten zum Bäcker, um die üblichen Verdächtigen zu besorgen: frische Brötchen. Wir betraten also die sehr geräumige Bäckerei. Hinterm Tresen hantierten zwei Bäckereifachverkäuferinnen. Die eine stand rechts, mit dem Rücken zu uns und belegte Brötchen. Die andere stand links, seitlich zu uns, drehte sich aber gerade weg und bückte sich nach Tüten.

Letztere sah uns aus dem Augenwinkel und grüßte freundlich:
„Guten Morgen!“

Doch bevor wir reagieren konnten, erwiderte ihre Kollegin den Gruß:
„Guten Morgen!“

Meine Bekannte und ich guckten uns irritierend an und lachten uns schließlich einen AST.

Beide Bäckereifachverkäuferinnen drehten sich nun schlagartig um und begriffen, dass sie sich gegenseitig grüßten – und lachten mit.

So viel Amüsantes zu AST.




Donnerstag, 12. September 2013

INGA






Da denkt man an nichts Schwedisches, und dann das: Seh ich doch ein Nummernschild, auf dem INGA prangt.

Lässt mich gedanklich zu meinem ersten HHer Agenturaufenthalt reisen. Die Werbeagentur (siehe PIC, FEE, MUT, BLB, VERD, SUM, LAP und PICK) betreute den Gesamtetat eines großen Finanzdienstleisters in Deutschland. Das hieß, es gab ein großes Team, jede Menge zu tun und jeden Monat ein Fotoshooting.

Für eines dieser Shootings wurde ein hübsches, schwedisches Model gebucht. Ihr erstes, größeres Shoot, wie sich herausstellen sollte. Sie hatte grüne Augen, kurze, hellblonde Haare, helle Haut, ein Gardemaß von 1,80 Meter und hörte auf den Namen INGA. Inga kam ursprünglich aus Uppsala, lebte nun aus dem Koffer und stand bei einer HHer Modelagentur neu unter Vertrag.

Die Chefin der Modelagentur war ganz dicke mit einem unserer Kreativ-Geschäftsführer. Sie bat ihn, sich um Inga zu kümmern, während sie in HH weilt. Also, Sightseeing hoch und runter. Der GF schob die ehrenvolle Aufgabe zum CD, der zum AD, der AD zum Texter, der Texter klagte sein Leid, becircte den Junior-Texter und versprach ihm Ruhm und Ehre. Der Junior-Texter – meine Wenigkeit – willigte ein. Erinnerte mich an eine Aussage eines sexbesessenen Schauspielers in einem Film: „Scheiße rollt nach unten!“

Inga machte einen guten Job und Anstalten, länger als die geplanten zwei Tage in der Hansestadt zu verweilen. Nachdem wir das Kurzprogramm absolviert hatten, hatte sie auch schon eine kleine Wohnung an der Angel. Das bedeutete, am Wochenende nach Klein-Schweden – zu IKEA. Sie kaufte Billy, Tilly und Willy; Hennes, Hannes und Hinnes; Ladda, Madda und Vadda – ich schraubte wie ein Berserker und hatte nach einem aufbauenden Tag Hornhaut an den Händen. Halt doof, wenn man weder an Akkuschrauber noch an Handschuhe denkt.

Beim Anblick meiner Hände fragte ein Innenkontakter am darauffolgenden Montag: „Wichst du noch oder liebst du schon?“

So viel Schwedisches zu INGA.




Montag, 9. September 2013

REHE






Da denkt man an nichts Wildes, und dann das: Seh ich doch ein Nummernschild, auf dem REHE prangt.

Geboren in England, aufgewachsen in West-Berlin – mussten meine Schwester und ich unseren Eltern in die niedersächsische Provinz folgen, da sie sich dort selbstständig machten (siehe DAD). Eine Gaststätte mit acht Kegelbahnen sollte die folgenden zehn Jahre unser trautes Heim bilden. Schließlich wohnten wir direkt über der Gastwirtschaft.

Es war eine Wohnung mit einem Wohnzimmer, einem Schlafzimmer, zwei Kinderzimmern, einem Bad und einem großen Wintergarten. Aber ohne Küche. Denn die gastronomische Küche im Erdgeschoss war auch gleichzeitig unsere private Küche. Machte es manchmal etwas mühsam, wenn man die langen Wege und 18 Stufen absolvieren musste, um beispielsweise zum Kühlschrank zu gelangen. Andererseits fehlte es an nichts.

Eines Nachmittags kam mein Vater nach oben in mein Zimmer und bat mich, Mise en Place für den Abend zu machen. Ich ging kurz darauf runter in die Küche, mein Vater und unser Hund Bobby (siehe BOB) folgten mir in sicherem Abstand. Und plötzlich stockte mir der Atem, während Bobby anschlug, jaulte und ganz außer sich war. Auf dem großen Edelstahltisch, wo ich sonst alles vorbereitete, lagen zwei REHE. Noch warm, aber nicht mehr unter uns. Ein Gast, um genau zu sein: ein Jäger, schoss sie in seinem Revier und brachte sie vorbei.

Mein Vater grinste wie ein Honigkuchenpferd, da er mich mal wieder verarscht hatte, und rieb mit der flachen Hand über meine Haare und meinen Schädel – so wie Väter das halt so machen. Er wetzte die Messer und begann, die Rehe auszulösen, auszubeinen und auszunehmen.

Das war vielleicht ne Sauerei. Klar, dass Bobby die Aktion bewachte, jeden Handgriff meines Vaters beäugte und mit den Parüren sich den Bauch vollschlug. Und klar, was auf der Speisekarte in zig Variationen stand.

So viel Wildes zu REHE.




Freitag, 6. September 2013

ELF






Da denkt man an nichts Ledernes, und dann das: Seh ich doch ein Nummernschild, auf dem ELF prangt.

Als Fußball-Fan (siehe BMG) fällt mir unweigerlich ein schöner Spot für ELF Freunde, sorry: 11 FREUNDE, ein.

So viel Ledernes zu ELF.