Donnerstag, 3. Oktober 2013

EIS






Da denkt man an nichts Ekliges, und dann das: Seh ich doch ein Nummernschild, auf dem EIS prangt.

Und schon beginnt wieder eine Reise in die Vergangenheit. Die Kindheit verbrachte ich ja auf einer Insel, wie es damals so schön hieß, in West-Berlin (siehe PIROL, BMG, TROY und REHE). In den Sommerferien reisten wir oft nach Kalifornien und Brasilien. Boah! Dicke Hose? Denkste! Dünnes Höschen! Kalifornien und Brasilien heißen zwei Strandabschnitte in Schönberg, ein kleiner verträumter Ort an der Ostsee, etwa 20 Kilometer von Kiel (Schleswig-Holstein) entfernt.

Ein Jour fixe in den großen Ferien war auch immer ein Besuch bei meinen Großeltern mütterlicherseits, um den Geburtstag meiner Oma zu feiern. Da meine Großeltern sechs Kinder – vier Töchter und zwei Söhne – zeugten, war ne Menge los. Fünf Tanten, fünf Onkels, sieben Cousinen, ein Cousin und ein Pekinese sowie meine Mutter, mein Vater, meine Schwester und meine Wenigkeit.

Ein besonderes Erlebnis für uns Kinder war, dass nachmittags ein italienischer Eiswagen durch die Straßen der hessischen Kleinstadt fuhr. Und das war für uns der Anlass, bei jedem Onkel und jeder Tante Geld einzusammeln. Mit den Taschen voller Münzen flitzten wir also zum rollenden Italiener, damit sich jeder das größte EIS gönnen konnte. Da oin Bolle (hessisch für eine Kugel) 20 Pfennig kostete, kam jeder wohl auf zehn bis zwölf Kugeln.

Als ich endlich an der Reihe war, bestellte ich jede Geschmacksrichtung. Das Vergnügen war ganz meinerseits und hielt etwa drei Kugeln. Und dann schlug das Verderben eiskalt zu. Denn ich machte Bekanntschaft mit Malaga, eine Sorte, die ich bis dato noch nicht kannte. Malaga – Vanilleeis mit Alkohol versetzt und Rosinen zugesetzt – war mein Dolchstoß. Oder besser: Eispickel. Ich war nicht mehr in der Lage, das Eis zu verputzen. Das übernahm wohl meine Schwester.

Bis heute kann ich Rosinen im Essen nicht ertragen. Ob Käsekuchen, Apfelstrudel, Müsli oder Rheinischer Sauerbraten – bekommt man es vorgesetzt, beginnt die große Rosinenpickerei. Oder anders: muss man sich die Rosinen eben herauspicken.

So viel Ekliges zu EIS.




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