Freitag, 18. Oktober 2013

ROCK






Da denkt man an nichts Wehendes, und dann das: Seh ich doch ein Nummernschild, auf dem ROCK prangt.

In den 90ern war es gang und gäbe, dass Werbeagenturen von älteren Chefs geleitet, die von jüngeren Angestellten unterstützt wurden. In einer meiner HHer Agenturstationen (siehe PIC, FEE, MUT, BLB, VERD, SUM, LAP, PICK, INGA und KINO) gab es doch tatsächlich eine Beraterin, die älter und erfahrener war als die Geschäftsführer. Fast schon ein Novum.

Novum betreute über Jahre hinweg einen Kunden aus der Finanzdienstleistungsbranche. Sie gehörte zur alten Schule: Sie machte hundertprozentig ihren Job und keinen Privatkram nebenher. Novum trug ausschließlich lange Röcke, Wollpullover und flache Schuhe. Klamottentechnisch respektive stylish ist sie wohl in den 70ern hängen geblieben. Man würde sie als unscheinbar einstufen, aber sie war die fleischgewordene Finanzkompetenz.

Die Agentur dehnte sich auf zwei Etagen im HHer Hafen aus. Oben war das repräsentative Volk zugegen, unten das arbeitende Volk. Auf beiden Ebenen gingen jeweils von einem etwa 100 Meter langen Flur – parallel zur Elbe – zahlreiche Büros ab, sogenannte Glaskästen. Die einen Glaskastenbewohner schauten direkt auf die Elbe, die anderen auf die Fischhallen. Und doch konnte man in diesem Glasbau auf beide Seiten spannen.

Novums Blase forderte ihr Recht und so ging sie diesem Bedürfnis nach. Sie trug wie üblich einen langen ROCK, einen Wollpulli sowie flache Schuhe und begab sich in die Nasszellen im Mittelgang. Nach wenigen Minuten kam sie zurück und wir staunten nicht schlecht. Sie zog eine ca. drei Meter lange wehende Klopapierfahne beziehungsweise Klopapierschlange hinter sich her, die oben aus ihrem Rock lugte. Kollegen klopften an ihre Glasscheiben, die Novum passierte, um sie auf das Missgeschick hinzuweisen. Aber da quasi die ganze Agentur gläsern war, konnte man schlecht wegsehen.

So viel Wehendes zu ROCK.




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