Freitag, 31. Januar 2014

SEPP






Da denkt man an nichts Unwissendes, und dann das: Seh ich doch ein Nummernschild, auf dem SEPP prangt.

In der Werbung ist es üblich, dass geduzt wird. Egal, ob Geschäftsführer oder Praktikant, Senior Consultant oder Junior-AD.

Natürlich war dies auch während eines Berliner Agenturaufenthalts der Fall (siehe WITZ, WAS, PLI, PEN, CHOO, HIP, OHOH, NIP, MAZ, FRED und WIEN).

Eines Tages saßen wir für eine New-Business-Geschichte in großer Runde im Konfi. Mit dabei auch der Geschäftsführer, der auf den Vornamen Sebastian hörte.

Mein Art-Partner hatte das Rumgeplänkel und den vorauseilenden Gehorsam des GFs satt und grätschte dazwischen:

SEPP, lass uns doch erst mal groß denken, bevor wir jetzt schon alles einkochen.“

Der Geschäftsführer lief rot an. Nicht wegen des Einwands, sondern wegen des Spitznamens. Die Kurzform von Sebastian ist schließlich Sebi, Sepp ist die Kurzform von Josef.

Jeder wusste es – nur mein Art-Partner nicht. Eine schnelle Entschuldigung konnte die Wogen glätten, bevor die Emotionen hochkochten.

So viel Unwissendes zu SEPP.




Dienstag, 28. Januar 2014

EI






Da denkt man an nichts Süffisantes, und dann das: Seh ich doch ein Nummernschild, auf dem EI prangt.

Bringt ein schönes Zitat vom dreimaligen Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel ans Tageslicht:

„Wenn andere die EIer in den Pool hängen lassen, arbeiten wir immer noch hart für ein starkes Rennen.“

So viel Süffisantes zu EI.




Samstag, 25. Januar 2014

COOL






Da denkt man an nichts Verehrendes, und dann das: Seh ich doch ein Nummernschild, auf dem COOL prangt.

Und schon tauchen die Helden vor dem geistigen Auge auf. Die Vorbilder auf dem heiligen Rasen wie Günter Netzer, Wolfgang Overath, Rainer Bonhof, Heinz Flohe, Jupp Heynckes und Hans-Günter Bruns (siehe BMG).

Und die Idole auf der großen Leinwand wie John Wayne (siehe LEE), Bruce Lee, Paul Newman, Robert Redford und natürlich dem King of COOL Steve McQueen.

Letzterer hat sich mit Klassikern wie „Thomas Crown ist nicht zu fassen“, „Bullitt“, „Getaway“, „Cincinnati Kid“, „Papillon“, „Gesprengte Ketten“ und „Die glorreichen Sieben“ nicht nur unsterblich gemacht, sondern auch Filmgeschichte geschrieben. Und er hatte das Glück, mit William Claxton einen Fotografen an seiner Seite gehabt zu haben, der wichtige Etappen seines Lebens wunderbar festhielt.

So viel Verehrendes zu COOL.




Mittwoch, 22. Januar 2014

UHSE






Da denkt man an nichts Geschicktes, und dann das: Seh ich doch ein Nummernschild, auf dem UHSE prangt.

Wie schon mal durchgehühnert, war ich für Deutschlands größte Werbeagentur als Texter aktiv (siehe BI, BRAIN, ENG und LAK). Und je größer der Stall, desto unglaublicher die Geschichten.

Eine kam quasi aus dem hohen Norden und betraf ein Paket aus Flensburg. Dooferweise schrieb der Empfang der Agentur den Absender des Frachtguts in die Rundmail:

„Am Counter liegt ein Paket von Beate UHSE bereit. Bitte abholen!“

Klar, dass niemand sich die Blöße geben und Fragen beantworten wollte. Noch klarer, dass jeder spekulierte, was da wohl drin sei. Über zwei, drei Tage wurden zig Mails durchs Netzwerk geschleust.

Es half alles nichts: Niemand holte das Paket ab. Es ging schließlich zwei Wochen später wieder zurück an die deutsch-dänische Grenze.

So viel Geschicktes zu UHSE.




Sonntag, 19. Januar 2014

HALB






Da denkt man an nichts Schlüpfriges, und dann das: Seh ich doch ein Nummernschild, auf dem HALB prangt.

Im fränkischen Exil entdeckte ich bewundernde Worte von Londons Bürgermeister, Boris Johnson, über olympische Beachvolleyballerinnen:

HALB nackte Frauen, die glitzern wie feuchte Otter ...“

So viel Schlüpfriges zu HALB.




Donnerstag, 16. Januar 2014

SMS






Da denkt man an nichts Kurzes, und dann das: Seh ich doch ein Nummernschild, auf dem SMS prangt.

Kürzlich schickte mir ein Kumpel eine Kurzmitteilung – kurz: SMS – weiter, die die Runde machte.

3:10 Uhr
Hi Spatz, wann kommst du nach Hause?

3:21 Uhr
Gleich, zieh dich schon mal aus und leg dich ins Bett! ;-)

3:22 Uhr
Ich glaube nicht, dass du das wirklich willst. LG Mama

So viel Kurzes zu SMS.




Montag, 13. Januar 2014

LAW






Da denkt man an nichts Rotes, und dann das: Seh ich doch ein Nummernschild, auf dem LAW prangt.

Während meiner HHer Zeit wohnte ich zehn Jahre lang in einer klassischen Dreizimmer-Altbauwohnung im Generalsviertel in Hoheluft-West (siehe TÜTE).

Zwei Wohnräume wurden durch Flügeltüren getrennt, ein separater Raum diente als Schlafzimmer. Das Quartier hatte den üblichen Schnickschnack: Stuck, Holzdielen, Kassettentüren sowie einen langen Flur, ein kleines Badezimmer, einen großen Balkon und eine geräumige Küche.

Letztere war klassisch weiß gehalten. Weiße Einbauküche, weiße Wände, weiße Decke, weiße Vorhänge, weißer Linoleumfußboden, weiße Waschmaschine, weißer Herd und weißer Kühlschrank.

Seit frühester Jugend hatte ich die Angewohnheit meines Vaters angenommen, Lebensmittel kurz, aber heftig zu schütteln. Sei es Joghurt, Sahne, Milch, Säfte, Dosen oder Gläser. Und ganz besonders schon angebrochene Ketchupflaschen wie eine Peitsche zu schwingen, um die rote Würzsauce zum Flaschenhals zu treiben.

Eines Abends trieb ich mich in der Küche rum. Auf dem Herd köchelten die Töpfchen vor sich hin. Im Kühlschrank wartete der Ketchup darauf, ans Tageslicht zu kommen. Ich erfüllte ihm den Wunsch. Ging die fünf Meter vom Herd zum Kühlschrank, nahm die 450-ml-Squeeze-Ketchupflasche von Heinz heraus, wanderte zum Herd zurück und nutzte die paar Meter für einen kräftigen Peitschenhieb, damit sich die rote Sauce ein bisschen locker macht.

Alles schön und gut, bis ich bemerkte, dass etwas Feuchtes von meinem Handrücken tropfte. Dachte schon, ich hätte mich ohne Messer geschnitten. Vollzog den Zungentest und schmeckte den Ketchup. Betrachtete mein weißes T-Shirt, das nun eine Lightversion des peruanischen Fußballnationalmannschaft-Trikots war. Ein roter Querstreifen, der – als ich mich umsah – sich durch die Küche zog. Vom Kühlschrank über Decke und Boden bis hin zum Herd und den Vorhängen. Ganz wunderbar. Der Appetit ist mir natürlich schlagartig vergangen.

„Alles, was schiefgehen kann, wird auch schiefgehen“, lautet Murphy’s LAW. Nicht das obligatorische Marmeladentoast, das auf die Marmeladenseite fällt, sondern ein Ketchupschwinger quer durch die Küche, der einen Besuch im Baumarkt am Wochenende zur Folge hatte, war mein neugeschriebenes Küchengesetz, als ich rot sah.

Scheinbar war der Plastikdeckel nach dem letzten Gebrauch nicht ordnungsgemäß zugedrückt worden und schon hatte man eine gestreifte Schweinerei in der Küche an der Backe.

Und was hatte ich daraus gelernt? Kontrolliere stets die Dinge, die ich schüttle oder schwinge.

So viel Rotes zu LAW.




Freitag, 10. Januar 2014

ALI






Da denkt man an nichts Großes, und dann das: Seh ich doch ein Nummernschild, auf dem ALI prangt.

Und schon fallen einem Aussagen vom Greatest Of All Time ein aka Muhammad ALI ehemals Cassius Clay.

Eines seiner bekanntesten Zitate ist wohl:

„Schweb wie ein Schmetterling, stich wie eine Biene.“

Doch er haute noch ganz andere Sachen raus:

„Ich weiß nicht immer, wovon ich rede. Aber ich weiß, dass ich recht habe.“

„Wer nur davon träumt, mich zu schlagen, sollte aufwachen und sich dafür entschuldigen.“

„Ich bin so schnell, dass ich, als ich gestern Nacht im Hotelzimmer den Lichtschalter umlegte, im Bett lag, bevor das Licht aus war.“

„Wer nicht den Mut hat, Risiken einzugehen, wird im Leben nichts erreichen.“

„Ich habe jede Minute meines Trainings gehasst, aber ich habe gesagt: Hör nicht auf. Leide jetzt und lebe den Rest deines Lebens als Champion.“

So viel Großes zu ALI.




Dienstag, 7. Januar 2014

TOD






Da denkt man an nichts Vergängliches, und dann das: Seh ich doch ein Nummernschild, auf dem TOD prangt.

Der TOD gehört nun mal unweigerlich zum Leben dazu. Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche und das liest, sieht, hört man ja tagtäglich. Und dagegen helfen auch keine Pillen, Spritzen und Cremes.

Ein senioriger Texterkollege (siehe LAP) hatte seine eigene Meinung dazu und formulierte ganz entspannt:

„Warum sich Sorgen im Leben machen? Keiner von uns überlebt’s.“

Und so lebte er auch – jeden Tag genoss er, als sei es der letzte.

Spießer Alfons (siehe RAD) hatte sich ebenfalls seine Gedanken über Abschiede und Abgänge gemacht – auf gewohnt humorvolle Art und Weise.

Den Bauer holt der Sensenmann.

Der Bergmann fährt in die Grube.

Den Elektriker trifft der Schlag.

Der Fischer geht über den Jordan.

Der Flötist pfeift aus dem letzten Loch.

Frauenärzte? Scheiden dahin.

Der Gärtner beißt ins Gras.

Der Globetrotter hat seine letzte Reise angetreten.

Die Handarbeitslehrerin erstickt.

Die Hure erliegt einem Verkehrsunfall.

Der Jäger geht in die ewigen Jagdgründe ein.

Der Koch gibt den Löffel ab.

Der Maler kratzt ab.

Der Metzger geht den Weg allen Fleisches.

Der Obstbrenner gibt den Geist auf.

Der Optiker schließt die Augen.

Der Parapsychologe geht ins Jenseits.

Der Pfarrer segnet das Zeitliche.

Der Proktologe kneift den Arsch zu.

Die Putzfrau wird zu Staub.

Der Rennfahrer kratzt die Kurve.

Der Schaffner liegt in den letzten Zügen.

Der Schauspieler tritt von der Bühne ab.

Der Schneider schneidet den Lebensfaden ab.

Der Transportarbeiter geht in die Kiste.

Der Turner verreckt.

Dem Uhrmacher ist die Uhr abgelaufen.

Der Züchter geht vor die Hunde.

So viel Vergängliches zu TOD.




Samstag, 4. Januar 2014

FREI






Da denkt man an nichts Östliches, und dann das: Seh ich doch ein Nummernschild, auf dem FREI prangt.

Das Schönste, während eines Kurzaufenthalts in einer Berliner Werbeagentur (siehe BART und ESS), war der Blick aus der verglasten Küche über die Dächer der Hauptstadt. Da sich die Agentur in Schlagdistanz zum Regierungsviertel befand, hatte man die ganze Palette der bekannten Wahrzeichen vor Augen.

Und da jeden Morgen ein Frühstücksbuffet aufgefahren, weder verputzt noch abgeräumt wurde, herrschte den ganzen Tag über ein ständiges Kommen und Gehen. Es ging schließlich so weit, dass man kaum noch in den Büros meetete (Man spricht es ständig, aber geschrieben sieht’s schon scheiße aus.) bzw. Meetings abhielt, sondern sich immer häufiger in der Küche traf.

Hinzu kam, dass die angrenzende Terrasse ein gefundenes Fressen für die Raucher war. Es war nun mal der einzige Ort in der Agentur, wo sie ihrem Vergnügen nachgehen konnten.

Eines Montags hatten wir in der Küche eine Besprechung im kleinen Kreis, als der AD prahlte:

FREItag schön den Polnischen gemacht: einfach abgehauen.“

Aus den Augenwinkeln sah ich, wie sich die Personaltante dem AD von hinten näherte – mit einem Becher Kaffee bewaffnet. Und schon war’s geschehen: Sie gab vor zu stolpern und verteilte großzügig das braune Gold über den Rücken des ADs.

Mit ein bisschen Fantasie hätte man durchaus den Umriss Australiens auf dem weißen Hemd erkennen können – in rehbraun.

Wie wir später erfuhren, hatte die Human-Resources-Managerin nichts gegen das frühzeitige freitägliche Verduften. Sie war schlicht und ergreifend Halb-Polin.

So viel Östliches zu FREI.




Mittwoch, 1. Januar 2014

WIEN






Da denkt man an nichts Dünnes, und dann das: Seh ich doch ein Nummernschild, auf dem WIEN prangt.

Wenn man mit einem Kollegen den lieben langen Tag Schreibtisch und Büro, Kunden und Etats teilt, verbringt man zwangsläufig auch die Mittagspausen gemeinsam.

So war es auch in einer Berliner Werbeagentur (siehe WITZ, WAS, PLI, PEN, CHOO, HIP, OHOH, NIP, MAZ und FRED). Mein Art-Partner und ich probierten ein ums andere Mal neue kulinarische Anlaufstellen fürs mittägliche Mahl aus.

Einmal landeten wir in einem Ecklokal in Berlin-Mitte, nachdem uns ein Aufsteller mit folgendem Angebot förmlich doch freundlich hereinbat:

WIENer Schnitzel
2 zum Preis von 1

Das ließen wir uns natürlich nicht zweimal sagen und nahmen das Angebot an. Etwas ernüchternder wurde die ganze Geschichte, als uns das Schnitzel präsentiert wurde.

Es war kein ‚Wiener Schnitzel’, sondern ein ‚Schnitzel Wiener Art’. Sprich: Schweinefleisch statt Kalbfleisch.

Meinem Kollegen schwoll der Kamm, nachdem ich ihm den Unterschied verdeutlichte und faltete die Bedienung nach allen Regeln der Kunst zusammen.

Das Ende vom Lied? Eine deutliche Preisreduzierung, eine textliche Änderung des Aufstellers und ein wöchentlicher Jour fixe in dieser Lokalität.

So viel Dünnes zu WIEN.