Montag, 13. Januar 2014

LAW






Da denkt man an nichts Rotes, und dann das: Seh ich doch ein Nummernschild, auf dem LAW prangt.

Während meiner HHer Zeit wohnte ich zehn Jahre lang in einer klassischen Dreizimmer-Altbauwohnung im Generalsviertel in Hoheluft-West (siehe TÜTE).

Zwei Wohnräume wurden durch Flügeltüren getrennt, ein separater Raum diente als Schlafzimmer. Das Quartier hatte den üblichen Schnickschnack: Stuck, Holzdielen, Kassettentüren sowie einen langen Flur, ein kleines Badezimmer, einen großen Balkon und eine geräumige Küche.

Letztere war klassisch weiß gehalten. Weiße Einbauküche, weiße Wände, weiße Decke, weiße Vorhänge, weißer Linoleumfußboden, weiße Waschmaschine, weißer Herd und weißer Kühlschrank.

Seit frühester Jugend hatte ich die Angewohnheit meines Vaters angenommen, Lebensmittel kurz, aber heftig zu schütteln. Sei es Joghurt, Sahne, Milch, Säfte, Dosen oder Gläser. Und ganz besonders schon angebrochene Ketchupflaschen wie eine Peitsche zu schwingen, um die rote Würzsauce zum Flaschenhals zu treiben.

Eines Abends trieb ich mich in der Küche rum. Auf dem Herd köchelten die Töpfchen vor sich hin. Im Kühlschrank wartete der Ketchup darauf, ans Tageslicht zu kommen. Ich erfüllte ihm den Wunsch. Ging die fünf Meter vom Herd zum Kühlschrank, nahm die 450-ml-Squeeze-Ketchupflasche von Heinz heraus, wanderte zum Herd zurück und nutzte die paar Meter für einen kräftigen Peitschenhieb, damit sich die rote Sauce ein bisschen locker macht.

Alles schön und gut, bis ich bemerkte, dass etwas Feuchtes von meinem Handrücken tropfte. Dachte schon, ich hätte mich ohne Messer geschnitten. Vollzog den Zungentest und schmeckte den Ketchup. Betrachtete mein weißes T-Shirt, das nun eine Lightversion des peruanischen Fußballnationalmannschaft-Trikots war. Ein roter Querstreifen, der – als ich mich umsah – sich durch die Küche zog. Vom Kühlschrank über Decke und Boden bis hin zum Herd und den Vorhängen. Ganz wunderbar. Der Appetit ist mir natürlich schlagartig vergangen.

„Alles, was schiefgehen kann, wird auch schiefgehen“, lautet Murphy’s LAW. Nicht das obligatorische Marmeladentoast, das auf die Marmeladenseite fällt, sondern ein Ketchupschwinger quer durch die Küche, der einen Besuch im Baumarkt am Wochenende zur Folge hatte, war mein neugeschriebenes Küchengesetz, als ich rot sah.

Scheinbar war der Plastikdeckel nach dem letzten Gebrauch nicht ordnungsgemäß zugedrückt worden und schon hatte man eine gestreifte Schweinerei in der Küche an der Backe.

Und was hatte ich daraus gelernt? Kontrolliere stets die Dinge, die ich schüttle oder schwinge.

So viel Rotes zu LAW.




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