Donnerstag, 9. Mai 2013

DAD






Da denkt man an nichts Errötendes, und dann das: Seh ich doch ein Nummernschild, auf dem DAD prangt.

Fällt mir glatt eine Anekdote über meinen Papa (engl. DAD) ein. Wie schon mal kundgetan (siehe PIROL), hatten sich meine Eltern in einer niedersächsischen Kleinstadt selbstständig gemacht.

Grob gesagt, war es eine Gaststätte mit acht Kegelbahnen. Genauer gesagt, eine sogenannte Veranda mit etwa 60 Sitzplätzen, ein Gastraum mit ca. 40 Plätzen, ein Saal mit einem Fassungsvermögen von ungefähr 120 Sitzen und eben vier Doppel-Kegelbahnen mit jeweils 13 Stühlen. Der Saal war das Herzstück. Von dort gingen links und rechts satellitenartig die Kegelbahnen, die Veranda, der Gastraum und der Tresen samt Küche ab.

Im Saal fanden Hochzeits-, Geburtstags-, Kommunion-, Konfirmations- und sonstige Familienfeiern, Single-Treffs und Partys, Modenschauen, Angelkurse, Hunde-, Katzen- und Verkaufsausstellungen sowie anderweitige Veranstaltungen statt.

Meine Eltern hatten mir schon früh gezeigt, was man alles tun und beachten sollte und machen musste. Mit 13, 14 Jahren wusste ich, wie der Hase in der Küche und auf den Kegelbahnen läuft. Hatte eingekauft, Mise en Place gemacht, mitgekocht, bedient, abgeräumt, abkassiert, aufgeräumt, abgeschlossen, nachts mit dem Hund noch ne Runde gedreht (siehe BOB). Wahrscheinlich wurde ich deshalb in der Schule gefördert (siehe ACDC). Auf den Kegelbahnen konnte ich kleine Reparaturen durchführen. Kegel ersetzen, neues Seil einziehen, Elektronik und Bahnen kontrollieren.

Eines Abends bat mich mein Vater, eine der Kegelbahnen zu checken, da es dort ein Problem gäbe. Ich ging die Flure entlang und öffnete die Tür des Raumes, in dem die Kegler sich sonst vergnügen, wenn sie nicht auf den Bahnen sind. Diesmal vergnügten sich aber drei halb nackte, schöne Frauen und drei halb nackte, hässliche Männer. Ansichtssache. Frauen hätten die Männer sicher als anziehend, begehrenswert und geil tituliert. Da ich total von den Socken war, schmunzelte ich leicht und verlegen, entschuldigte mich höflich, knipste geistesgegenwärtig den Lichtschalter für die Kegelbahnen an, ging wohl mit hochrotem Kopf und quasi voller Hose die 20 Meter zu den Kegeln und nahm eine Pseudoreparatur vor. Als ich zurückkam, waren die drei Schönheiten mit den drei anderen Vögeln ausgeflogen. Nur die Klamotten waren noch da. Merkwürdig?

Mitnichten! Mein Vater hatte mich nach Strich und Faden verarscht, rieb mir mit der flachen Hand über den Kopf – wie Väter das halt so machen – und erzählte, dass im Saal eine Modenschau sei und die besagte Kegelbahn als Umkleideraum fungiere. Ich hatte schon abgeschaltet und das Kopfkino eingeschaltet. Mann, Mann, Mann – waren die hübsch.

So viel Errötendes zu DAD.




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