Dienstag, 3. Juni 2014

BAY






Da denkt man an nichts Matschiges, und dann das: Seh ich doch ein Nummernschild, auf dem BAY prangt.

Vor ein paar Jahren sollte, musste, konnte, durfte ich einen Artikel für die Hochzeitszeitung eines befreundeten österreichischen Paares von mir geben. Es sollte keine normale Hochzeitspostille werden, sondern ein Rezeptbuch aus aller Herren Länder.

Das war mein Beitrag:

Lieblingsdessert der Schwabenscheißer?
Schwäbisches Schneegestöber.

Der Spaß war vorbei, als ich in meinem ersten Leben eine Ausbildung zum Koch beginnen durfte. Als Nordlicht zog es mich schließlich in den Süden. Die übrigen Fischköppe, die ich in der Berufsschule traf, nannten das Ländle liebevoll Schwabenscheiße.

Wer’s glaubt. Klar, war nur eine Ausrede. Eigentlich hatte nur ich das Terrain Schwabenscheiße genannt. Man war jung, brauchte Geld und gab alles und jedem einen Namen. Sollte sich jemand auf den Schlips getreten fühlen, schuldigung, ist schon lange her und somit verjährt. Sag es heutzutage auch nicht mehr so oft. Glaub ich zumindest.

Die Ausbildung hatte ich leider nicht durchgezogen – aus diversen Gründen. Trotzdem blieben einige Dinge haften. Wie Momente und Typen, Gerüche und wenige Gerichte. Unter anderem dieses, das sich eines Abends aus einer unterbesetzten Küche, einem zu vollen Restaurant und einem nicht vorhandenen Mise en Place ergab.

Am besagten Abend gingen einige Portionen über den Pass. Der eigentliche Spaß dabei war aber, dass die drei Köche sich bei jeder Bestellung beölt hatten, da der indische Kellner – Spitzname: BomBAY – keine Umlaute sprechen konnte. Aus „Tisch fünf“ wurde also „Tisch fumpf“. Und aus „Fünfmal Schwäbisches Schneegestöber für Tisch fünf“ wurde folglich „Fumpfmal Schwabisches Schnagestober fur Tisch fumpf“.

Zutaten für 1 Person: 1 Banane, 2 Baiserschalen, 3 Kugeln Vanilleeis, ordentlich Eierlikör und Schlagsahne.

Wenn mehr Personen verköstigt werden sollen, dementsprechend multiplizieren. Fuchs.

Hoffe, in Österreich heißen die Zutaten auch so. Nehme aber glatt an, dass dem nicht so ist. Und noch etwas vorweg: Es ist kein Eye Candy, aber es schmeckt.

Also, ab dafür: Macht man es für andere, wäscht man sich die Hände. Wenn nicht, reichen schmutzige Gedanken. Dann schnappen wir uns den Eierlikör und nippen oder kippen zwei, drei Gläschen. Sollten wir noch nicht lallen, erhöhen wir die Schlagzahl. Bevor wir aber schon am Rotieren sind, sollten wir eingekauft haben. Und bevor wir essen, sollten wir Mise en Place gemacht haben.

Also, mittelgroße Schüssel bereitstellen. Für spontane Ereignisse? Eigentlich nicht. Banane schälen, Baiserschalen aus der Bäckertüte und Vanilleeis aus der Kühltruhe nehmen, Sahne schlagen. Gesagt, getan.

Banane in Scheiben schneiden und in die Schüssel geben, Baiserschalen grob zerbröckeln und in die Schüssel geben, Vanilleeis grob zerpflücken und in die Schüssel geben, Schlagsahne und Eierlikör – man glaubt es kaum – ebenfalls in die Schüssel geben.

Wenn man jetzt einen Blick in die Schüssel wirft, könnte man sich glatt übergeben. So sieht’s aus. Aber es kommt noch schlimmer. Wir schließen die Augen, fassen mit beiden Händen ins gute Glück und in die Masse und mischen diese behutsam. Schmulen hier und da, und bevor das Eis schmilzt, richten wir es an. Heben eine Handvoll Schwäbischen Schneegestöbers auf einen Teller und garnieren den Tellerrand mit Kakaopulver oder Mandelblättern.

Aber da wir wahrscheinlich ohnehin schon ziemlich breit sind, können wir auch gleich mit den Fingerchen essen – aus der Schüssel. Und wenn wir es schaffen, die Schüssel in drei Minuten zu leeren, können wir sie auch gleich wieder auffüllen. Garantiert.

Nein, nein, nur Spaß.

So viel Matschiges zu BAY.




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