Montag, 17. Juni 2013

NAP






Da denkt man an nichts Stilles, und dann das: Seh ich doch ein Nummernschild, auf dem NAP prangt.

Nachtschichten sind in diversen Berufen keine Seltenheit. So natürlich auch in Werbeagenturen. In einer meiner HHer Stationen (siehe BET, BEN und ERBSE) konnte die Texter-Gilde ein 15-minütiges Nickerchen – neudeutsch: PowerNAPping – nach dem Mittagessen durchsetzen, um die Nachtschichten zu kompensieren.

Schließlich punkteten wir mit dem 6-Punkte-Powernapping-Plan – unabhängig von den morgenfrischen Lerchen und den nachtaktiven Eulen:

Es steigert die Leistung

Es macht gute Laune.

Es wirkt sich positiv aufs Kurzzeitgedächtnis aus.

Es beugt Erschöpfungszuständen vor.

Es reduziert das Gewicht.

Es schützt vor Herzkrankheiten.

Da jeder Texter sein eigenes Büro und seinen eigenen Rhythmus hatte, hatte selbstredend jeder seine eigene Masche.

Der CD Text platzierte sich samt seinem Vitra-Stuhl ans Fenster. Ein senioriger Texter hielt einen Schlüsselbund in einer Hand. Schlief er ein, fiel der Bund auf den Boden und er erwachte wieder. Ein weiterer Texter legte sich im Anzug aufs Parkett hinter seinen Schreibtisch und zweckentfremdete den Rechtschreib-Duden als Kissen.

Beim Junior-Texter hatte es gefunkt und nun brannte es lichterloh. Mit seiner neuen Flamme – einer Junior-Kontakterin – hatte er ein anderes Nickerchen im Sinn. Sie zogen sich für ein Schäferviertelstündchen entweder ins Materiallager oder ins Archiv zurück.

In anderen Agenturen gab es das ungeschriebene Gesetz: Don’t fuck in the factory! Außer bei Sommerfesten und Weihnachtsfeiern. Da herrschen andere Gesetze. Halt wie bei Pokal-Spielen.

So viel Stilles zu NAP.




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