Dienstag, 30. Juli 2013

GET






Da denkt man an nichts Verrauchtes, und dann das: Seh ich doch ein Nummernschild, auf dem GET prangt.

Kommt mir gleich eine kleine Geschichte in den Sinn. Während ich im Ländle meine Kochausbildung (siehe PIROL, TRIO und BBQ) absolvierte, entschieden sich meine Eltern in einer Nacht-und-Nebel-Aktion, mich zu besuchen.

Bevor mein Vater drei englische Raubkatzen auf je vier Rädern durch die Gegend kutschierte, fuhr er die Flaggschiffe eines französischen Staatsunternehmens. Mit einer dieser Karossen heizten meine Eltern von einer niedersächsischen Kleinstadt aus in die Nähe der baden-württembergischen Landesmetropole.

Kurz vor dem Ziel meldete sich plötzlich der Bordcomputer (damals der letzte Schrei quasi der ‚Dernier Cri’ quasi das Extra schlechthin) zu Wort und verkündete:

GET out of this car. Now!“

Ehe der Franzose mit englischem Akzent seine Ankündigung wiederholte, gehorchte mein Vater – schließlich hatte er den Computer noch nie sprechen hören –, fuhr auf den Standstreifen und brachte das Auto zum Halten. Augenblicklich drang dichter Qualm aus der Motorhaube, wie man es sonst nur bei einem Motorplatzer in der Formel 1 sieht. Das Kuriose war ja: Der englischsprachige Bordcomputer in einem französischen Vehikel warnte gar nicht, wie man es sonst vermutet hätte, sondern stellte einen vor vollendete Tatsachen.

Meine Eltern holten mich immerhin am Restaurant mit zwei Wagen ab: einem schrottreifen und einem Abschleppwagen.

So viel Verrauchtes zu GET.




Samstag, 27. Juli 2013

LAP






Da denkt man an nichts Niedliches, und dann das: Seh ich doch ein Nummernschild, auf dem LAP prangt.

Jedem Fußball-Fan bleibt der 26. Mai 1999 im Gedächtnis. Es war der Tag, als Manchester United in der Nachspielzeit das Champions-League-Finale gegen Bayern München sensationell drehte und 2:1 gewann. Mir blieb der 26. Mai 1999 im Gedächtnis, da mir ein LAPdance der unvergesslichen Art während des Spiels zuteilwurde.

Mein senioriger Texterkollege lud mich zum Spiel in seine Wohnung über den Dächern des HHer Schanzenviertels ein. Er trug einen Robin-Hood-Bart und eine Ruud-Gullit-Gedächtnisfrisur in silber-grau spazieren. Er war ein Katzenfreund durch und durch. Muschis in den eigenen vier Wänden und Raubkatze in der Garage. Er nannte einen weinroten 67er Jaguar E-Type sein Eigen. Uns verband die Liebe – nein, nicht zueinander – zum Film und zum weißen Ball. Genau, zum Tischtennis.

Er schrieb Kolumnen für Tageszeitungen und war Textchef bei diversen Magazinen, bevor er noch mal als Texter in der damaligen Werbeagentur (siehe PIC, FEE, MUT, BLB, VERD und SUM) so richtig die Kohle mitnahm.

Er war eine alternde Edelfeder, die alles gesehen und erlebt hat und die immer einen Spruch auf den Lippen hatte, der unter die Gürtellinie ging. „Ich kann von den Lippen lesen – sogar wenn sie längs sind.“ Gute Güte. Gelegentlich haute er aber auch Weisheiten raus. Zum Beispiel über Freundschaften. „Frauenfreundschaft? Wenn man zusammen reden kann. Männerfreundschaft? Wenn man zusammen schweigen kann.“

Hörte seine Frau natürlich nicht so gerne, die uns an diesem Abend Rumpsteak mit Rosmarinkartoffeln und grünen Bohnen zubereitete. Während der zweiten Spielhälfte füllte sich das Wohnzimmer. Die beiden Stubentiger – nennen wir sie doch Klick und Klack – hatten ihren Auftritt. Der eine bearbeitete den Katzenbaum, der andere mich. Er setzte sich auf meinen Schoß und eine Duftmarke auf meine Brust. Klarer Fall von Revier markiert. Mein hellblaues Hemd der Marke Checker zierte unzählige Spritzer, stank bestialisch und hatte nun ausgecheckt. Meine Gastgeber lachten ununterbrochen. Und ich? Ich musste fast brechen.

Mein Texterkollege lieh mir ein Poloshirt, ich sah Manchester siegen und verpisste mich. Und das Hemd? Der Duft ist mittlerweile raus, aber die Flecken sind noch drin.

So viel Niedliches zu LAP.




Mittwoch, 24. Juli 2013

ROT






Da denkt man an nichts Spielerisches, und dann das: Seh ich doch ein Nummernschild, auf dem ROT prangt.

Während meiner letzten Station in einer HHer Werbeagentur (siehe BET, BEN, ERBSE, NAP und BAR) textete ich unter anderem für ein großes Finanzdienstleistungsunternehmen. Die Arbeit für den Kunden war nicht unbedingt die helle Freude, die tagtägliche Zusammenarbeit mit den Kollegen hingegen schon.

Um das arg gebeutelte Team zu motivieren, schlug die Etatdirektorin einen Besuch in der Spielbank HH vor. Bis auf die Geschäftsführer nahm das gesamte Fußvolk teil: der CD Text, die Etatdirektorin, zwei Texter, zwei ADs, vier Junior-ADs und drei Beraterinnen.

Die Damenwelt hübschte sich mit Kleidern und einer gehörigen Portion Make-up auf. Halt wie bei Sommerfesten und Weihnachtsfeiern. Die Herren der Schöpfung tarnten sich mit feinem Zwirn und Krawatten.

Schick rausgeputzt machten wir uns eines Abends auf den Weg in Richtung Esplanade und tauschten Papier gegen Plastik, Kohle gegen Jetons. Einige stürzten sich gleich ins Geschehen, andere beobachteten erst einmal die Szenerie der durchaus merkwürdigen Gestalten. Zwei Kollegen zog es schließlich zum Black Jack, einer versuchte sein Glück beim Poker und der Rest tingelte von Roulettetisch zu Roulettetisch.

Wie auch ein Junior-AD. Aufgrund seiner Körpergröße, seiner hellen Hautfarbe, seiner blond gefärbten, schulterlangen Haare und seiner schwarzen Klamotten gerne als kleiner Vampir tituliert.

Er sah buchstäblich rot, wie er später betonte – was auch sonst – und setzte den Mindesteinsatz von fünf Euro beim französischen Roulette auf das einfache Spiel und die Farbe ROT. Er gewann. Sicher, die Chancen waren fifty-fifty, aber andere Kollegen hatten an diesem Abend weniger Glück. Der kleine Vampir bekam seinen ursprünglichen Einsatz plus seinen Gewinn von fünf Euro. Von diesen zehn Euro setzte er wieder fünf Euro auf Rot. Und? Er gewann. Dies wiederholte der kleine Vampir noch zweimal. Unglaublich. Hätte er selbst bei einfachen Chancen mehr gesetzt – hätte, hätte, Herrentoilette.

Das Leben findet ja bekanntlich nicht im Konjunktiv statt.

So viel Spielerisches zu ROT.





Sonntag, 21. Juli 2013

MIED






Da denkt man an nichts Spitzenmäßiges, und dann das: Seh ich doch ein Nummernschild, auf dem MIED prangt.

Erinnert mich an einen Funki für eine gute Sache – schon ein paar Jährchen her.

„Am Ende.

Die Liebe wird mir langsam schwer.
Ich kann nicht mehr.

Leg dich ganz schnell zu mir her.
Ich kann nicht mehr.

Du willst 17-mal und mehr.
Ich kann nicht mehr.

Ich liebe dich total und sehr.
Ich kann nicht mehr.

Ich liege und ich atme schwer.
Ich kann nicht mehr.

Ich brauche eine Kur am Meer.
Ich kann nicht mehr.

Ich bin jetzt ausgepumpt und leer.
Ich kann nicht mehr.

Jetzt stehst du da im schwarzen MIEDer.
Jetzt kann ich wieder.

Egal, wie oft Sie können – nie ohne.
Kondome nützen, denn sie schützen.“

So viel Spitzenmäßiges zu MIED.




Donnerstag, 18. Juli 2013

CHOO






Da denkt man an nichts Stechendes, und dann das: Seh ich doch ein Nummernschild, auf dem CHOO prangt.

Ostern, Geburtstag und Weihnachten fielen auf einen Tag, als wir erfuhren, dass ‚The Police’ nach mehr als 20-jähriger Abstinenz noch mal auf Tour gehen. Es kam zur doppelten Reunion: Drei ehemalige Kumpels sowie ‚Me, Myself and I’ wollten uns das Ereignis nicht entgehen lassen und in der HHer HSH Nordbank Arena mit dabei sein.

Gewollt, getan. Wir trafen uns nach zig Jahren wieder, glühten vor und betraten die heilige Stätte, um den musikalischen Helden unserer Jugend, die Ehre zu erweisen.

Sting, Andy Summers und Stewart Copeland – in Würde ergraut, Letzterer mit Brille, Stirnband und Handschuhen bestückt – spielten Hit um Hit, bis ich einen ganz speziellen Hit verspürte. Kurz bevor „King Of Pain“ ertönte, schrie ich auf, als ich einen derben Stich auf meinem Fuß wahrnahm. Eine blonde, junge Frau um die 30, die vor mir rumhüpfte wie ein junges Reh, drehte sich blitzschnell um und schrie:
„Sorry, Schuh!“

Ich schrie zurück:
„Hab ich gespürt!“

Darauf konterte sie energisch:
„Nein! Jimmy CHOO!

Sie zeigte auf ihre Füße und offenbarte High Heels, über die sich sonst Anhänger von ‚Sex and the City’ den Mund wässrig reden, wenn es mal nicht um Manolo Blahnik geht.

Dass es vielleicht nicht das passende Schuhwerk für ein derartiges Konzert war und ist, steht auf einem anderen Schuhkarton. Aber irgendwie ließ sie mich spüren und in dem Glauben, ich hätte dankbar sein müssen, dass sie mich mit einem derartigen Absatz malträtiert hat.

Immerhin wurde in „Weiblich, ledig, jung sucht“ von Barbet Schroeder mit Bridget Fonda und Jennifer Jason Leigh mit solchen Absätzen schon kurzer Prozess gemacht.

Ihre Freundin hingegen war ne ganz nette Brünette und verteilte Freibier, um die Wogen zu glätten und die Schmerzen zu lindern. Selbst da wollte die passionierte Jimmy-Choo-Trägerin ein Wörtchen mitreden und interpretierte ‚verteilen’ auf ihre Weise und das Bier auf meinen Bauch.

Das Konzert war aufgrund der Geschehnisse schon ein wenig verrückt. Das wirklich Verrückte geschah aber zweieinhalb Jahre später. Mittlerweile saß ich in einer Berliner Werbeagentur (siehe WITZ, WAS, PLI und PEN), als deren Geschäftsführer die neue Marketingverantwortliche eines Transportunternehmens, für das wir tätig waren, durch die Räumlichkeiten führte.

Sie trug jetzt Brille, aber sie hatte noch immer eine Vorliebe für hohe Absätze. Sie kamen in mein Büro und das Konzert erschien vor meinem geistigen Auge.

Sie zeigte auf mich und sagte:
„Du!“

Worauf ich erwiderte:
„Choo!“

Wir lachten. Und der Geschäftsführer dachte, wir hätten ne Meise.

So viel Stechendes zu CHOO.




Montag, 15. Juli 2013

BAR






Da denkt man an nichts Freizügiges, und dann das: Seh ich doch ein Nummernschild, auf dem BAR prangt.

Zu meiner Zeit in einer HHer Werbeagentur (siehe BET, BEN, ERBSE und NAP) herrschte ein ständiges Kommen und Gehen. Kunden kamen und gingen. Etats kamen und gingen. Und natürlich kamen und gingen auch Kollegen.

Eines Tages sollte eine neue Innenkontakterin ihren Job aufnehmen. Schön und gut. Aber was macht man mittlerweile, wenn man einen Namen hat? Genau, man googelt diesen Namen. Dies tat auch der Berater, den die Innenkontakterin unterstützen sollte.

Prompt schickte er dem Team einen Link, der sich wie ein Lauffeuer verbreitete. Auf der Site war sie splitterfasernackt in einem Glaskasten eines HHer Radiosenders zu sehen. Der Deal war folgender: Welcher Hörer moderiert nackt im Studio für einen Kurztrip nach BARcelona? Unsere zukünftige Kollegin tat es und flog für ein paar Tage in die Hauptstadt Kataloniens.

Erinnert mich irgendwie an eine alte KNSK-Kampagne: „Was tut man nicht alles für ein Eis von Schöller?“

So viel Freizügiges zu BAR.




Freitag, 12. Juli 2013

PEN






Da denkt man an nichts Kurioses, und dann das: Seh ich doch ein Nummernschild, auf dem PEN prangt.

Während meines zweiten Berliner Agenturaufenthalts (siehe WITZ, WAS und PLI) hatte ich Kontakt zu einem weiteren Senior Texter. Wir texteten für unterschiedliche Kunden, tauschten uns aber ständig aus, da er das Büro nebenan bewohnte. Er trug ausnahmslos schwarze Klamotten und eine glatt polierte Fleischmütze. Sein Hinterkopf zierte ein Tattoo mit dem Konterfei Jokers – einer der Gegenspieler Batmans. Auch sein Körper war halbseitig tapeziert mit Drachen und Schlangen. Er war ein umgänglicher Zeitgenosse. Vorausgesetzt, man hatte beruflich keine gemeinsamen Berührungspunkte.

Joker hatte strikte Abläufe: Kam pünktlich um neun Uhr und ging exakt um 19 Uhr. Ein extremes Essverhalten: Montags bis freitags holte er sich mittags drei Hamburger von McD, zog sich die Buletten aus dem Burger und mit einem Becher Sour Cream rein in den Leib. Das durchweichte Brötchen samt Gemüse- und Saucenbeilage stellte er dem Allgemeinwohl oder -übel zur Verfügung in die Agenturküche. Je ein Tetra Brik Apfelmus und Vanillesauce von Aldi rundeten sein tägliches Mittagsmenü ab. Er hatte gewisse Defizite, die rein zwischenmenschlicher Natur waren. Und ungeahnte Talente: Er konnte das Alphabet rülpsen, wie wir fast täglich nach der Speisenfolge feststellen konnten und mussten.

Eines Vormittags rief mich ein Kundenberater aus Jokers Team an und bat mich, an einem Meeting teilzunehmen, da Joker nicht aufgetaucht war. Ungewöhnlich. In den dreieinhalb Monaten, die er bis dato in der Agentur verweilte, hatte er weder einen Urlaubstag genommen noch krankgefeiert.

Tage und Wochen vergingen, ohne ein einziges Lebenszeichen von Joker. Kein Mitarbeiter hatte privaten Kontakt zu ihm – welch Wunder. Sowohl Personalabteilung als auch Empfang hatten keinerlei Telefonnummern von Verwandten oder Bekannten. Man stand vor einem Rätsel.

Nach drei Wochen entschied die Geschäftsführung, den verschlossenen Rollcontainer vom Hausmeister öffnen zu lassen. Bis auf drei Dosen Sprühkleber und elf unangetastete Packungen voll mit schwarzen Faserschreibern – Sign PEN der Marke Pentel – war nichts Brauchbares zu finden.

Da waren sie also: 132 schwarze Pentel Sign Pen in des Nachbars Büro. Kuck an, uns einte, dass wir dieselben Stifte nutzten. Auch ich schrieb und schreib nur mit einem schwarzen Pentel Sign Pen. Kleine Welt.

Eine andere Welt machte sich auf, als wir nach vier Monaten erfuhren, dass Joker hinter schwedischen Gardinen saß. Ne Drogengeschichte.

So viel Kurioses zu PEN.




Dienstag, 9. Juli 2013

BBQ






Da denkt man an nichts Würziges, und dann das: Seh ich doch ein Nummernschild, auf dem BBQ prangt.

Wie schon mal verkündet, hatte ich es während meiner Kochausbildung (siehe PIROL und TRIO) mit mehreren Kochbrigaden zu tun. Eine Mannschaft startete gleichzeitig mit einem neuen Restaurantleiter. Chef de Cuisine und Souschef kamen aus Gelsenkirchen, der Entremetier aus Koblenz, der Gardemanger aus Trier und der Pâtissier aus Freiburg.

Um das gesamte Team zu motivieren, die Neuankömmlinge positiv einzustimmen und um gegen die ständige Fluktuation anzukämpfen, initiierte der Maître d’hôtel innerhalb des ersten Monats ein Barbecue. Kurz: BBQ.

Da das Restaurant täglich geöffnet war und man nicht eigens für ein hausinternes BBQ den Laden schließt, entschied man sich, den umsatzschwächsten Nachmittag auszudehnen. An einem sonnigen Mittwoch im goldenen Oktober wurde die Mittagspause schon auf 13 Uhr vorverlegt.

Die vollständige Belegschaft – sechs Köche inklusive meiner Wenigkeit, drei Spüler, fünf Servicekräfte, eine Tresenfee, ein Restaurantleiter, ein stellvertretender Restaurantleiter und eine Buchhalterin – verteilte sich auf mehrere Mitarbeiterwagen und steuerte den Bungalow des stellvertretenden Restaurantleiters an. Hinter dem Flachbau verbarg sich ein großer quasi verwunschener Garten, in dem uns überraschenderweise die besseren Hälften der Restaurantmitarbeiter freundlich empfingen. Ich war der einzige Solist im Knabenchor.

Neben Melonen-, Erdbeer-, Preiselbeer- und Pfirsich-Bowle lag das Hauptaugenmerk auf Spanferkel, Roastbeef und zig Sorten Grillwürsten. Es war eine einfache Welt: Alkohol und Fleisch – keine Fische, keine Softdrinks. Merkwürdigerweise gab es damals weder Vegetarier noch Veganer geschweige denn Abstinenzler.

Es kristallisierte sich heraus, dass die Köche auf den Alkohol ansprangen und die Servicekräfte scharf aufs Essen waren. Halt wie bei der Arbeit. Nur mussten an diesem Nachmittag keine Deals eingegangen werden – da alles offen und für jeden zugänglich war.

Die Küche erhöhte beim Alkohol die Schlagzahl, der Service hielt sich indes zurück. Schon gegen 15 Uhr kam es zu ersten Szenen. Die angeschickerten Profiköche provozierten und diffamierten die Hobbyköche – also die besseren Hälften. Bevor alles aus dem Ruder lief und um die Wogen zu glätten, schlug die ach so biedere Buchhalterin eine Schlüsselparty vor. Mit einem Mal und durch die enorme Alkoholaufnahme waren alle hin und weg ob der bevorstehenden Abenteuer und Wechselspiele. Jeder durfte teilnehmen, der einen Partner an der Seite hatte. Bis auf einen Spüler und die Tresenfee legte jeder seine Wohnungsschlüssel in die ausgehöhlte Wassermelone, in der noch kurz zuvor die Melonen-Bowle innewohnte.

Gegen 17 Uhr war ‚Ladies first’ angesagt. Jeder weibliche Gast musste mit verbundenen Augen in die Melone und sein Glück für den späten Nachmittag fassen, denn schließlich sollte gegen 19 Uhr das Restaurant wieder öffnen.

Erst Jahre später, als ich „Der Eissturm“ von Ang Lee mit Kevin Kline, Joan Allen und Sigourney Weaver sah, erfuhr ich, was ich damals verpasste. Oder eben auch nicht.

Lediglich der stellvertretende Restaurantleiter, der Souschef, ein Spüler, die Tresenfee, Bombay (siehe PIROL) samt Gemahlin und meine Wenigkeit traten gegen 19 Uhr ihren Dienst an.

Am nächsten Tag drucksten alle, die man fragte, rum. Keiner ließ sich etwas entlocken. Nur die Buchhalterin kicherte unentwegt und kam ungewohnt oft in die Küche. Und der Entremetier lief augenscheinlich mit einem Veilchen auf. Wollte uns aber weismachen, dass er gegen die Badezimmertür gestoßen sei. Klar wie Kloßbrühe.

Der Restaurantleiter wurde – wie auch diese Brigade – nicht sehr alt in dem Laden. Es gab weder ein weiteres Barbecue noch eine weitere Schlüsselparty.

So viel Würziges zu BBQ.




Dienstag, 2. Juli 2013

SEX






Da denkt man an nichts Penetrantes, und dann das: Seh ich doch ein Nummernschild, auf dem SEX prangt.

SEX ist der Treiber unserer Zeit. Täglich liest, sieht, hört man etwas über Sextheorien und Sexpraktiken, über Sexfantasien und Sexwahrheiten, über die schönste Sache der Welt. Darüber wer mit wem wie und wie oft verkehrte. Nicht verkehrt ist, dass die Spezies Mann einmal am Tag über Sex sinniert – und zwar 24 Stunden lang.

Dabei fällt mir der Schlusscartoon einer Computerzeitschrift ein, den ich vor zig Jahren mal sah und las.

Ein Pärchen liegt im Bett. Der Mann rückt seiner Frau auf die Pelle und zwitschert ihr ins Ohr:
„sex.com“

Darauf kontert sie gelangweilt:
„verschwin.de“

So viel Penetrantes zu SEX.