Mittwoch, 24. Juli 2013

ROT






Da denkt man an nichts Spielerisches, und dann das: Seh ich doch ein Nummernschild, auf dem ROT prangt.

Während meiner letzten Station in einer HHer Werbeagentur (siehe BET, BEN, ERBSE, NAP und BAR) textete ich unter anderem für ein großes Finanzdienstleistungsunternehmen. Die Arbeit für den Kunden war nicht unbedingt die helle Freude, die tagtägliche Zusammenarbeit mit den Kollegen hingegen schon.

Um das arg gebeutelte Team zu motivieren, schlug die Etatdirektorin einen Besuch in der Spielbank HH vor. Bis auf die Geschäftsführer nahm das gesamte Fußvolk teil: der CD Text, die Etatdirektorin, zwei Texter, zwei ADs, vier Junior-ADs und drei Beraterinnen.

Die Damenwelt hübschte sich mit Kleidern und einer gehörigen Portion Make-up auf. Halt wie bei Sommerfesten und Weihnachtsfeiern. Die Herren der Schöpfung tarnten sich mit feinem Zwirn und Krawatten.

Schick rausgeputzt machten wir uns eines Abends auf den Weg in Richtung Esplanade und tauschten Papier gegen Plastik, Kohle gegen Jetons. Einige stürzten sich gleich ins Geschehen, andere beobachteten erst einmal die Szenerie der durchaus merkwürdigen Gestalten. Zwei Kollegen zog es schließlich zum Black Jack, einer versuchte sein Glück beim Poker und der Rest tingelte von Roulettetisch zu Roulettetisch.

Wie auch ein Junior-AD. Aufgrund seiner Körpergröße, seiner hellen Hautfarbe, seiner blond gefärbten, schulterlangen Haare und seiner schwarzen Klamotten gerne als kleiner Vampir tituliert.

Er sah buchstäblich rot, wie er später betonte – was auch sonst – und setzte den Mindesteinsatz von fünf Euro beim französischen Roulette auf das einfache Spiel und die Farbe ROT. Er gewann. Sicher, die Chancen waren fifty-fifty, aber andere Kollegen hatten an diesem Abend weniger Glück. Der kleine Vampir bekam seinen ursprünglichen Einsatz plus seinen Gewinn von fünf Euro. Von diesen zehn Euro setzte er wieder fünf Euro auf Rot. Und? Er gewann. Dies wiederholte der kleine Vampir noch zweimal. Unglaublich. Hätte er selbst bei einfachen Chancen mehr gesetzt – hätte, hätte, Herrentoilette.

Das Leben findet ja bekanntlich nicht im Konjunktiv statt.

So viel Spielerisches zu ROT.





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