Mittwoch, 30. Oktober 2013

BAD






Da denkt man an nichts Wuscheliges, und dann das: Seh ich doch ein Nummernschild, auf dem BAD prangt.

Und das bringt eine Szene in einer HHer Werbeagentur (siehe BET, BEN, ERBSE, NAP, BAR, ROT, WILD und STAR) zum Vorschein. Auf einem Etat brannte mal wieder der Baum. Das heißt, der Kunde war unzufrieden, die Agentur musste nachlegen.

Also wurde ein Meeting einberufen – für 9 Uhr am kommenden Tag. Üblicherweise war 9 Uhr der Arbeitsbeginn für die Beratung, die Kreation durfte um 9.30 Uhr antanzen. Das Meeting erforderte die ganze Mannschaft – etwa zwölf Personen.

Der Konfi war rammelvoll. Nur ein Platz war nicht besetzt. Ein weiblicher Junior-AD fehlte. Sie war das tägliche Eye Candy und liebte den großen Auftritt. Sie hatte blonde, schulterlange Haare, die sich immer in einem schlichten Pferdeschwanz wiederfanden. Candy war von kleiner Statur, kompensierte dies aber durch eine umso größere Oberweite. Letztere wurde selbst an kälteren Tagen mit einem Neckholder-Top gebändigt. Sie schien Dutzende davon zu besitzen. Oder davon besessen zu sein. Doch das ist ein anderes Thema.

Candy zog mal wieder alle Blicke auf sich – denn sie kam kurz nach 9 Uhr. Diesmal konnte sie die visuellen Massagen der männlichen Belegschaft nicht genießen. Und noch eines wurde allen klar: Sie hatte einen BAD Hair Day erwischt. Das Gummi hielt die Haare zwar zusammen, aber sie sprossen wie eine Fontäne in die Höhe, was eine Beraterin zu folgender Aussage hinreißen und den Konfi toben ließ.

„Heute mal mit Bumspalme unterwegs?!“

War es Neid und Missgunst? Oder Stutenbissigkeit? Egal. Candy stand drüber, obwohl sie im Boden hätte versinken können.

So viel Wuscheliges zu BAD.




Sonntag, 27. Oktober 2013

HAT






Da denkt man an nichts Wahres, und dann das: Seh ich doch ein Nummernschild, auf dem HAT prangt.

Was ließ letztens eine betrogene Gespielin eines Promis verlauten, nachdem sie in die Wüste geschickt wurde?

„Die Treue einer Frau wird getestet, wenn ihr Mann nichts HAT.
Die Treue eines Mannes wird getestet, wenn er alles hat.“

So viel Wahres zu HAT.




Donnerstag, 24. Oktober 2013

ENG






Da denkt man an nichts Großspuriges, und dann das: Seh ich doch ein Nummernschild, auf dem ENG prangt.

Als ich mal für Deutschlands größte Werbeagentur textlich tätig war (siehe BI und BRAIN), traf ich auf Entscheider mit großen Egos und kleinem Hirn.

Für eine New-Business-Geschichte legte ich dem CD diverse Konzepte vor. Einige schoss er ab, andere nicht. Doch zu meinem Favoriten vergriff er sich im Ton und ging tatsächlich unter die Gürtellinie.

„Schon schön. Aber bei der Idee wird’s nicht ENG in der Hose.“

Hieß also: Mund abwischen, weitermachen.

Das Konzept konnte ich schließlich einem anderen Kunden verkaufen und nebenbei den Etat gewinnen. C’est la vie.

So viel Großspuriges zu ENG.




Montag, 21. Oktober 2013

WAT






Da denkt man an nichts Eisiges, und dann das: Seh ich doch ein Nummernschild, auf dem WAT prangt.

Kürzlich bei einem Berliner Bäcker. Ein Kunde, etwa Anfang 20, ratterte genüsslich seine Bestellung runter: zig Brötchen mit diversen Körnerkreationen. Abrunden wollte er seinen morgendlichen Einkauf mit einer Laugenbrezel, die in der Auslage vor ihm lungerte, quasi zum Greifen nah, um auf dem Heimweg verzerrt zu werden – gewissermaßen die Brezel ‚fürn Weg’.

Doch was entgegnete ihm die Bäckereifachverkäuferin?
„Die ist noch gefroren!“

Er traute seinen Ohren nicht und fragte platt:
WAT?!“

Die Bäckersfrau zog ne Schnute und zuckte mit den Schultern, der Kunde drehte ab mit seinen Körnern und ging seines Weges.

Und icke? War nun dran, etwas verunsichert und gab schließlich Fersengeld.

So viel Eisiges zu WAT.




Freitag, 18. Oktober 2013

ROCK






Da denkt man an nichts Wehendes, und dann das: Seh ich doch ein Nummernschild, auf dem ROCK prangt.

In den 90ern war es gang und gäbe, dass Werbeagenturen von älteren Chefs geleitet, die von jüngeren Angestellten unterstützt wurden. In einer meiner HHer Agenturstationen (siehe PIC, FEE, MUT, BLB, VERD, SUM, LAP, PICK, INGA und KINO) gab es doch tatsächlich eine Beraterin, die älter und erfahrener war als die Geschäftsführer. Fast schon ein Novum.

Novum betreute über Jahre hinweg einen Kunden aus der Finanzdienstleistungsbranche. Sie gehörte zur alten Schule: Sie machte hundertprozentig ihren Job und keinen Privatkram nebenher. Novum trug ausschließlich lange Röcke, Wollpullover und flache Schuhe. Klamottentechnisch respektive stylish ist sie wohl in den 70ern hängen geblieben. Man würde sie als unscheinbar einstufen, aber sie war die fleischgewordene Finanzkompetenz.

Die Agentur dehnte sich auf zwei Etagen im HHer Hafen aus. Oben war das repräsentative Volk zugegen, unten das arbeitende Volk. Auf beiden Ebenen gingen jeweils von einem etwa 100 Meter langen Flur – parallel zur Elbe – zahlreiche Büros ab, sogenannte Glaskästen. Die einen Glaskastenbewohner schauten direkt auf die Elbe, die anderen auf die Fischhallen. Und doch konnte man in diesem Glasbau auf beide Seiten spannen.

Novums Blase forderte ihr Recht und so ging sie diesem Bedürfnis nach. Sie trug wie üblich einen langen ROCK, einen Wollpulli sowie flache Schuhe und begab sich in die Nasszellen im Mittelgang. Nach wenigen Minuten kam sie zurück und wir staunten nicht schlecht. Sie zog eine ca. drei Meter lange wehende Klopapierfahne beziehungsweise Klopapierschlange hinter sich her, die oben aus ihrem Rock lugte. Kollegen klopften an ihre Glasscheiben, die Novum passierte, um sie auf das Missgeschick hinzuweisen. Aber da quasi die ganze Agentur gläsern war, konnte man schlecht wegsehen.

So viel Wehendes zu ROCK.




Dienstag, 15. Oktober 2013

DOGS






Da denkt man an nichts Schizophrenes, und dann das: Seh ich doch ein Nummernschild, auf dem DOGS prangt.

Triftet mein Schädel mal wieder in die Filmwelt ab und bringt ein Zitat Michael Madsens zutage – über das schwere Los eines Schauspielers, in verschiedene Rollen zu schlüpfen. Respektive deren Auswirkungen.

„Es ist schon komisch, wenn die Kinder mich aus ‚Free Willy’ kennen und die Eltern aus ‚Reservoir DOGS. Die Kinder rufen dann ‚Da ist Glen!’ und die Eltern ‚Kommt dem Kerl bloß nicht zu nahe!’.“

So viel Schizophrenes zu DOGS.




Samstag, 12. Oktober 2013

NIP






Da denkt man an nichts Gemachtes, und dann das: Seh ich doch ein Nummernschild, auf dem NIP prangt.

In Werbeagenturen wird viel und hart gearbeitet. Und häufig wird zweimal im Jahr heftig gefeiert. Mitte des Jahres steht meist das Sommerfest an und zum Ende des Jahres die Weihnachtsfeier (siehe NAP, ROT und WILD).

Für viele ist es eine willkommene Gelegenheit, das Betriebsklima zu verbessern. Indem sie Kontakt oder gar Tuchfühlung mit Kollegen aufnehmen und später den Berufsverkehr regeln. Dabei ist Alkohol natürlich ein wichtiger und reizvoller Beschleuniger. Wie sagte schon mein Nennonkel: „Wenn der Alkohol fließt und die Zunge sich löst, lässt man verbal die Hosen runter.“

So auch bei einer Weihnachtsfeier in einer Berliner Agentur (siehe WITZ, WAS, PLI, PEN, CHOO, HIP und OHOH). Die Feier wurde schon am Nachmittag mit Glühwein eingeläutet. Ein Teufelszeug für die Leber einer Praktikantin und für mein Hörorgan. Sie hatte gerade ihren Master gemacht und wollte noch ein Praktikum in einer Werbeagentur absolvieren. Nun unterstützte sie die Beratung – sonst schüchtern, weil nüchtern; jetzt toll, weil halb voll – und knabberte mir ein Ohr nach dem anderen ab. Sie erzählte und erzählte über Gott und die Welt, ihr Universum und ihre Träume. Und wollte mir unbedingt ein Geheimnis anvertrauen.

Das wollte ich zwar nicht, aber sie ließ nicht locker und nahm die Hintertür. Sie fragte mich über meine bevorzugten Filme und Fernsehserien aus. Glück gehabt, es gab eine Übereinstimmung. Sie schwärmte von der Serie NIP/Tuck mit Dylan Walsh, Julian McMahon und Joely Richardson, zückte ihr iPhone, plauderte unverblümt ihr Geheimnis aus und präsentierte Vorher-Nachher-Bilder – ihrer Nase. War eine gut angelegte Investition.

Doch ich konterte mit meinen Ohren, die sie böse beschallte auf der Xmas-Feier. Ist zwar schon ewig und drei Tage her, dass sie segelten, aber die Öhrchen halten und sehen noch gut aus. Eigenlob stinkt? Pah!

So viel Gemachtes zu NIP.




Mittwoch, 9. Oktober 2013

PINK






Da denkt man an nichts Erleichterndes, und dann das: Seh ich doch ein Nummernschild, auf dem PINK prangt.

Fällt mir tatsächlich ein 18/1-Plakat ein, das ich tagtäglich auf der B 73 im Süden HHs in Augenschein nahm und mich zum Schmunzeln brachte.

Es warb und wirbt für einen Großhandel in puncto Bad, Küche sowie Heizung und darauf steht in großen Lettern:

„Feiner PINKeln.“

So viel Erleichterndes zu PINK.




Sonntag, 6. Oktober 2013

BRAIN






Da denkt man an nichts Wissenswertes, und dann das: Seh ich doch ein Nummernschild, auf dem BRAIN prangt.

Informationen sind das A und O in der Werbung. Wer eine normale bis gute Allgemeinbildung hat, kann in Meetings scoren oder klugscheißen. Wer nicht viel weiß, hinkt meist hinterher. Oft genug gesehen und erlebt.

Heutzutage zieht man sich sämtliche Infos aus dem Netz, um fürs nächste Meeting gewappnet zu sein. Aber man will es ja nicht wahrhaben – es gab mal eine Zeit ohne Internet und E-Mail.

Fast täglich wurde ein Päckchen mit Layouts, Ausdrucken oder Pappen geschnürt und per Overnight-Kurier zum Kunden geschickt – nix pdf, jpg, mpg, mp3, mp4, mov, m4v. Das Feedback kam meist postwendend per Fax. Neben dem Telefon die schnellste Möglichkeit, auf das Geschickte zu reagieren. Anschließend folgten entweder endlose Telefonate in der Beratung mit dem Kunden oder nervende Fragestunden, um die Handschriften zu dechiffrieren.

Während einer meiner Agenturaufenthalte (siehe BI) arbeitete ich mit einem Senior Texter zusammen. Er war fast in jedem Meeting zugegen und wurde stets um Rat gefragt. Sein Wissen bezüglich Entertainment, Film, Sport und Allgemeines schien unerschöpflich und für die Werbung unentbehrlich. Daraufhin taufte ihn eine Kundenberaterin ‚Alles in BRAIN – angelehnt an die amerikanische Grunge-Band ‚Alice in Chains’.

So viel Wissenswertes zu BRAIN.




Donnerstag, 3. Oktober 2013

EIS






Da denkt man an nichts Ekliges, und dann das: Seh ich doch ein Nummernschild, auf dem EIS prangt.

Und schon beginnt wieder eine Reise in die Vergangenheit. Die Kindheit verbrachte ich ja auf einer Insel, wie es damals so schön hieß, in West-Berlin (siehe PIROL, BMG, TROY und REHE). In den Sommerferien reisten wir oft nach Kalifornien und Brasilien. Boah! Dicke Hose? Denkste! Dünnes Höschen! Kalifornien und Brasilien heißen zwei Strandabschnitte in Schönberg, ein kleiner verträumter Ort an der Ostsee, etwa 20 Kilometer von Kiel (Schleswig-Holstein) entfernt.

Ein Jour fixe in den großen Ferien war auch immer ein Besuch bei meinen Großeltern mütterlicherseits, um den Geburtstag meiner Oma zu feiern. Da meine Großeltern sechs Kinder – vier Töchter und zwei Söhne – zeugten, war ne Menge los. Fünf Tanten, fünf Onkels, sieben Cousinen, ein Cousin und ein Pekinese sowie meine Mutter, mein Vater, meine Schwester und meine Wenigkeit.

Ein besonderes Erlebnis für uns Kinder war, dass nachmittags ein italienischer Eiswagen durch die Straßen der hessischen Kleinstadt fuhr. Und das war für uns der Anlass, bei jedem Onkel und jeder Tante Geld einzusammeln. Mit den Taschen voller Münzen flitzten wir also zum rollenden Italiener, damit sich jeder das größte EIS gönnen konnte. Da oin Bolle (hessisch für eine Kugel) 20 Pfennig kostete, kam jeder wohl auf zehn bis zwölf Kugeln.

Als ich endlich an der Reihe war, bestellte ich jede Geschmacksrichtung. Das Vergnügen war ganz meinerseits und hielt etwa drei Kugeln. Und dann schlug das Verderben eiskalt zu. Denn ich machte Bekanntschaft mit Malaga, eine Sorte, die ich bis dato noch nicht kannte. Malaga – Vanilleeis mit Alkohol versetzt und Rosinen zugesetzt – war mein Dolchstoß. Oder besser: Eispickel. Ich war nicht mehr in der Lage, das Eis zu verputzen. Das übernahm wohl meine Schwester.

Bis heute kann ich Rosinen im Essen nicht ertragen. Ob Käsekuchen, Apfelstrudel, Müsli oder Rheinischer Sauerbraten – bekommt man es vorgesetzt, beginnt die große Rosinenpickerei. Oder anders: muss man sich die Rosinen eben herauspicken.

So viel Ekliges zu EIS.