Da denkt man an nichts Östliches,
und dann das: Seh ich doch
ein Nummernschild, auf dem FREI prangt.
Das Schönste, während eines Kurzaufenthalts in einer
Berliner Werbeagentur (siehe BART und ESS), war der Blick aus der verglasten
Küche über die Dächer der Hauptstadt. Da sich
die Agentur in Schlagdistanz zum Regierungsviertel befand, hatte man die ganze
Palette der bekannten Wahrzeichen vor Augen.
Und da
jeden Morgen ein Frühstücksbuffet aufgefahren, weder verputzt noch abgeräumt
wurde, herrschte den ganzen Tag über ein ständiges Kommen und Gehen. Es ging
schließlich so weit, dass man kaum noch in den Büros meetete (Man spricht es
ständig, aber geschrieben sieht’s schon scheiße aus.) bzw. Meetings abhielt,
sondern sich immer häufiger in der Küche traf.
Hinzu
kam, dass die angrenzende Terrasse ein gefundenes Fressen für die Raucher war.
Es war nun mal der einzige Ort in der Agentur, wo sie ihrem Vergnügen nachgehen
konnten.
Eines
Montags hatten wir in der Küche eine Besprechung im kleinen Kreis, als der AD
prahlte:
„FREItag schön den Polnischen gemacht:
einfach abgehauen.“
Aus
den Augenwinkeln sah ich, wie sich die Personaltante dem AD von hinten näherte
– mit einem Becher Kaffee bewaffnet. Und schon war’s geschehen: Sie gab vor zu
stolpern und verteilte großzügig das braune Gold über den Rücken des ADs.
Mit ein bisschen Fantasie hätte man durchaus den Umriss
Australiens auf dem weißen Hemd erkennen können – in rehbraun.
Wie wir später erfuhren, hatte die
Human-Resources-Managerin nichts gegen das frühzeitige freitägliche Verduften.
Sie war schlicht und ergreifend Halb-Polin.
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