Samstag, 4. Januar 2014

FREI






Da denkt man an nichts Östliches, und dann das: Seh ich doch ein Nummernschild, auf dem FREI prangt.

Das Schönste, während eines Kurzaufenthalts in einer Berliner Werbeagentur (siehe BART und ESS), war der Blick aus der verglasten Küche über die Dächer der Hauptstadt. Da sich die Agentur in Schlagdistanz zum Regierungsviertel befand, hatte man die ganze Palette der bekannten Wahrzeichen vor Augen.

Und da jeden Morgen ein Frühstücksbuffet aufgefahren, weder verputzt noch abgeräumt wurde, herrschte den ganzen Tag über ein ständiges Kommen und Gehen. Es ging schließlich so weit, dass man kaum noch in den Büros meetete (Man spricht es ständig, aber geschrieben sieht’s schon scheiße aus.) bzw. Meetings abhielt, sondern sich immer häufiger in der Küche traf.

Hinzu kam, dass die angrenzende Terrasse ein gefundenes Fressen für die Raucher war. Es war nun mal der einzige Ort in der Agentur, wo sie ihrem Vergnügen nachgehen konnten.

Eines Montags hatten wir in der Küche eine Besprechung im kleinen Kreis, als der AD prahlte:

FREItag schön den Polnischen gemacht: einfach abgehauen.“

Aus den Augenwinkeln sah ich, wie sich die Personaltante dem AD von hinten näherte – mit einem Becher Kaffee bewaffnet. Und schon war’s geschehen: Sie gab vor zu stolpern und verteilte großzügig das braune Gold über den Rücken des ADs.

Mit ein bisschen Fantasie hätte man durchaus den Umriss Australiens auf dem weißen Hemd erkennen können – in rehbraun.

Wie wir später erfuhren, hatte die Human-Resources-Managerin nichts gegen das frühzeitige freitägliche Verduften. Sie war schlicht und ergreifend Halb-Polin.

So viel Östliches zu FREI.




Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen