Montag, 25. März 2013

ACDC






Da denkt man an nichts Schlimmes, und dann das: Seh ich doch ein Nummernschild, auf dem ACDC prangt.

Und da zuckt es auch schon in der Magengegend. Aber der Reihe nach. Da ich auf einem Lüneburger Gymnasium richtig gut war, wurde ich zu einem Tagesinternat nach HH transferiert. Mit mir im Schlepptau Olle Ihmchen – wie mein Onkel stets kundtat, wenn ihm ein Name nicht einfiel. Wir pendelten montags bis freitags in einem hellblauen 67er Bulli (T1) ohne Rückbänke zwischen den Burgen hin und her.

Seine Morgenfanfare, um für den anstehenden grausamen Tag im Internat gewappnet zu sein, war „Highway to Hell“ von AC/DC. Nichts gegen das Geschrammel von Angus Young und das Geschrei von Bon Scott bzw. Brian Johnson, aber deren „Highway to Hell“ war mein allmorgendlicher Walk of Shame.

Als Kind durfte ich während jeder Autofahrt, die zuvor aufgenommene Nahrung zweimal genießen – also kotzen. Als Teenager wechselte das Fortbewegungsmittel. Im Wagen hatte ich alles bei mir behalten, dafür bin ich im Bus alles losgeworden.

Der Bulli von Olle Ihmchen war ja bekanntlich ein Kleinbus – das hatte mein Mageninhalt auch schon gepeilt. Und der wollte an die frische Luft, als jeden Morgen während unseres Pendelverkehrs „Highway to Hell“ ertönte. Olle Ihmchen baute es auf, mich zog es runter und für drei Minuten an den Straßenrand.

Frisch gereinigt sah ich dem Tag gelassen entgegen. Bis mittags nichts gelernt, aber mit tollen Leuten Spaß gehabt. Nach dem Silentium ab zum Billardspielen oder ins Kino. Oder wenn wir mal gar keinen Bock hatten, sind wir schon vormittags verduftet und haben drei Filme gesehen. Das musste man aber richtig timen. Meist war gegen 12, 13 Uhr das Ufa am Gänsemarkt die erste Anlaufstation. Dann gegen 15 Uhr das Streit’s oder das Passage besucht. Und last but not least gegen 18 Uhr in Hauptbahnhofnähe den dritten Film des Tages reingezogen – entweder im Kino-Center, City, Savoy, Neues Broadway oder Neues Cinema.

Nach so vielen bunten Eindrücken ging’s zurück ins Grauen – mit der Bahn oder mit dem Bulli. Komischerweise konnte ich abends AC/DC besser ertragen. Meine Oma sagte daraufhin:

„Kannst morgens keinen Krach aufnehmen und bist unpässlich? Junge, das ist wohl deine feminine Seite.“

Was hab ich da wohl gedacht? Oma, ich helf dir gleich.

So viel Schlimmes zu ACDC.




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