Freitag, 3. Mai 2013

BOB






Da denkt man an nichts Treues, und dann das: Seh ich doch ein Nummernschild, auf dem BOB prangt.

Wie schon mal erwähnt, musste ich als Teenager den schweren Gang von West-Berlin nach Westdeutschland antreten (siehe PIROL). Die Situation wurde etwas erleichtert. Wie? Meiner Schwester und mir wurde ein Hund versprochen. Und was meine Eltern versprachen, das hielten sie auch.

Wir suchten uns einen sieben Wochen alten Collie-Schäferhund-Mischling aus. Er hatte das weiche hellbraun-weiß-schwarze Fell, nur nicht so eine spitze Schnauze eines Collies. Er hatte also nicht so viel vom Schäferhund-Vater mitgekriegt. Kurz: Er war perfekt und wunderschön.

Wir nannten ihn BOB, riefen ihn aber natürlich Bobby. Bobby war nicht nur Wachhund, sondern vor allem Familienhund. Er hielt es fast 16 Jahre bei uns aus, bis er hollywoodlike verstarb.

Mit seinem stolzen Auftreten und seiner weißen Brust hatte man das Gefühl, er wüsste um seine Strahlkraft. Was natürlich völliger Blödsinn war. Er war hinter jeder Hündin her, die in sein Revier eindrang.

Eines Winters marschierten Bobby und ich bei 20 Zentimeter hohem Schnee durch die Schrebergärten einer nicht weiter zu erwähnenden niedersächsischen Kleinstadt. Bobby hatte etwas gewittert und dann sah ich es auch: ein Damen-Duo, ein Spitz samt Frauchen.

Klar, Bobby war spitz auf den Spitz, ich war spitz auf die Maus. Bobby drehte seine Runden in einem Affenzahn, als wäre er auf der Hunderennbahn – wahrscheinlich Imponiergehabe – und war so aus dem Hundehäuschen, dass er alles markierte, was ihm im Weg stand. 

Und dazu zählte nun mal auch meine Wenigkeit. Da ich nur Augen für das Frauchen hatte, realisierte ich zu spät, was mein Hundchen tat: Bobby pisste mir ans Bein, genauer gesagt an die Snowboots.

Hätte er wenigstens den Namen der Hundedame in den Schnee gepinkelt. Aber nein, vor Pein hätte ich im Schnee versinken können.

So viel Treues zu BOB.




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