Da
denkt man an nichts Würziges, und dann das: Seh ich doch ein Nummernschild, auf dem
BBQ prangt.
Wie schon mal verkündet, hatte ich es
während meiner Kochausbildung (siehe PIROL und TRIO) mit mehreren Kochbrigaden
zu tun. Eine Mannschaft startete gleichzeitig mit einem neuen Restaurantleiter.
Chef de Cuisine und Souschef kamen aus Gelsenkirchen, der Entremetier aus
Koblenz, der Gardemanger aus Trier und der Pâtissier aus Freiburg.
Um das gesamte Team zu motivieren, die
Neuankömmlinge positiv einzustimmen und um gegen die ständige Fluktuation
anzukämpfen, initiierte der Maître d’hôtel innerhalb des ersten Monats ein
Barbecue. Kurz: BBQ.
Da das
Restaurant täglich geöffnet war und man nicht eigens für ein hausinternes BBQ
den Laden schließt, entschied man sich, den umsatzschwächsten Nachmittag
auszudehnen. An einem sonnigen Mittwoch im goldenen Oktober wurde die
Mittagspause schon auf 13 Uhr vorverlegt.
Die vollständige
Belegschaft – sechs Köche inklusive meiner Wenigkeit, drei Spüler, fünf
Servicekräfte, eine Tresenfee, ein Restaurantleiter, ein stellvertretender
Restaurantleiter und eine Buchhalterin – verteilte sich auf mehrere
Mitarbeiterwagen und steuerte den Bungalow des stellvertretenden
Restaurantleiters an. Hinter dem Flachbau verbarg sich ein großer quasi
verwunschener Garten, in dem uns überraschenderweise die besseren Hälften der
Restaurantmitarbeiter freundlich empfingen. Ich war der einzige Solist im
Knabenchor.
Neben
Melonen-, Erdbeer-, Preiselbeer- und Pfirsich-Bowle lag das Hauptaugenmerk auf
Spanferkel, Roastbeef und zig Sorten Grillwürsten. Es war eine einfache Welt:
Alkohol und Fleisch – keine Fische, keine Softdrinks. Merkwürdigerweise gab es
damals weder Vegetarier noch Veganer geschweige denn Abstinenzler.
Es
kristallisierte sich heraus, dass die Köche auf den Alkohol ansprangen und die
Servicekräfte scharf aufs Essen waren. Halt wie bei der Arbeit. Nur mussten an
diesem Nachmittag keine Deals eingegangen werden – da alles offen und für jeden
zugänglich war.
Die
Küche erhöhte beim Alkohol die Schlagzahl, der Service hielt sich indes zurück.
Schon gegen 15 Uhr kam es zu ersten Szenen. Die angeschickerten Profiköche
provozierten und diffamierten die Hobbyköche – also die besseren Hälften. Bevor
alles aus dem Ruder lief und um die Wogen zu glätten, schlug die ach so biedere
Buchhalterin eine Schlüsselparty vor. Mit einem Mal und durch die enorme
Alkoholaufnahme waren alle hin und weg ob der bevorstehenden Abenteuer und
Wechselspiele. Jeder durfte teilnehmen, der einen Partner an der Seite hatte.
Bis auf einen Spüler und die Tresenfee legte jeder seine Wohnungsschlüssel in
die ausgehöhlte Wassermelone, in der noch kurz zuvor die Melonen-Bowle
innewohnte.
Gegen
17 Uhr war ‚Ladies first’ angesagt. Jeder weibliche Gast musste mit verbundenen
Augen in die Melone und sein Glück für den späten Nachmittag fassen, denn
schließlich sollte gegen 19 Uhr das Restaurant wieder öffnen.
Erst
Jahre später, als ich „Der Eissturm“ von Ang Lee mit Kevin Kline, Joan Allen
und Sigourney Weaver sah, erfuhr ich, was ich damals verpasste. Oder eben auch
nicht.
Lediglich
der stellvertretende Restaurantleiter, der Souschef, ein Spüler, die Tresenfee,
Bombay (siehe PIROL) samt Gemahlin und meine Wenigkeit traten gegen 19 Uhr
ihren Dienst an.
Am
nächsten Tag drucksten alle, die man fragte, rum. Keiner ließ sich etwas
entlocken. Nur die Buchhalterin kicherte unentwegt und kam ungewohnt oft in die
Küche. Und der Entremetier
lief augenscheinlich mit einem Veilchen auf. Wollte uns aber
weismachen, dass er gegen die Badezimmertür gestoßen sei. Klar wie Kloßbrühe.
Der Restaurantleiter wurde – wie auch diese Brigade – nicht
sehr alt in dem Laden. Es gab weder ein weiteres Barbecue noch eine weitere Schlüsselparty.
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