Donnerstag, 18. Juli 2013

CHOO






Da denkt man an nichts Stechendes, und dann das: Seh ich doch ein Nummernschild, auf dem CHOO prangt.

Ostern, Geburtstag und Weihnachten fielen auf einen Tag, als wir erfuhren, dass ‚The Police’ nach mehr als 20-jähriger Abstinenz noch mal auf Tour gehen. Es kam zur doppelten Reunion: Drei ehemalige Kumpels sowie ‚Me, Myself and I’ wollten uns das Ereignis nicht entgehen lassen und in der HHer HSH Nordbank Arena mit dabei sein.

Gewollt, getan. Wir trafen uns nach zig Jahren wieder, glühten vor und betraten die heilige Stätte, um den musikalischen Helden unserer Jugend, die Ehre zu erweisen.

Sting, Andy Summers und Stewart Copeland – in Würde ergraut, Letzterer mit Brille, Stirnband und Handschuhen bestückt – spielten Hit um Hit, bis ich einen ganz speziellen Hit verspürte. Kurz bevor „King Of Pain“ ertönte, schrie ich auf, als ich einen derben Stich auf meinem Fuß wahrnahm. Eine blonde, junge Frau um die 30, die vor mir rumhüpfte wie ein junges Reh, drehte sich blitzschnell um und schrie:
„Sorry, Schuh!“

Ich schrie zurück:
„Hab ich gespürt!“

Darauf konterte sie energisch:
„Nein! Jimmy CHOO!

Sie zeigte auf ihre Füße und offenbarte High Heels, über die sich sonst Anhänger von ‚Sex and the City’ den Mund wässrig reden, wenn es mal nicht um Manolo Blahnik geht.

Dass es vielleicht nicht das passende Schuhwerk für ein derartiges Konzert war und ist, steht auf einem anderen Schuhkarton. Aber irgendwie ließ sie mich spüren und in dem Glauben, ich hätte dankbar sein müssen, dass sie mich mit einem derartigen Absatz malträtiert hat.

Immerhin wurde in „Weiblich, ledig, jung sucht“ von Barbet Schroeder mit Bridget Fonda und Jennifer Jason Leigh mit solchen Absätzen schon kurzer Prozess gemacht.

Ihre Freundin hingegen war ne ganz nette Brünette und verteilte Freibier, um die Wogen zu glätten und die Schmerzen zu lindern. Selbst da wollte die passionierte Jimmy-Choo-Trägerin ein Wörtchen mitreden und interpretierte ‚verteilen’ auf ihre Weise und das Bier auf meinen Bauch.

Das Konzert war aufgrund der Geschehnisse schon ein wenig verrückt. Das wirklich Verrückte geschah aber zweieinhalb Jahre später. Mittlerweile saß ich in einer Berliner Werbeagentur (siehe WITZ, WAS, PLI und PEN), als deren Geschäftsführer die neue Marketingverantwortliche eines Transportunternehmens, für das wir tätig waren, durch die Räumlichkeiten führte.

Sie trug jetzt Brille, aber sie hatte noch immer eine Vorliebe für hohe Absätze. Sie kamen in mein Büro und das Konzert erschien vor meinem geistigen Auge.

Sie zeigte auf mich und sagte:
„Du!“

Worauf ich erwiderte:
„Choo!“

Wir lachten. Und der Geschäftsführer dachte, wir hätten ne Meise.

So viel Stechendes zu CHOO.




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