Da denkt man an nichts
Spielerisches, und dann das: Seh ich doch ein Nummernschild, auf dem ROT prangt.
Während meiner letzten Station in einer HHer Werbeagentur
(siehe BET, BEN, ERBSE, NAP und BAR) textete ich unter anderem für ein großes Finanzdienstleistungsunternehmen. Die Arbeit für den Kunden war
nicht unbedingt die helle Freude, die tagtägliche Zusammenarbeit mit den
Kollegen hingegen schon.
Um das arg gebeutelte Team zu motivieren, schlug die
Etatdirektorin einen Besuch in der Spielbank HH vor. Bis auf die
Geschäftsführer nahm das gesamte Fußvolk teil: der CD Text, die Etatdirektorin,
zwei Texter, zwei ADs, vier Junior-ADs und drei Beraterinnen.
Die Damenwelt hübschte sich mit Kleidern und einer
gehörigen Portion Make-up auf. Halt wie bei Sommerfesten und Weihnachtsfeiern.
Die Herren der Schöpfung tarnten sich mit feinem Zwirn und Krawatten.
Schick rausgeputzt machten wir uns eines Abends auf den Weg
in Richtung Esplanade und tauschten Papier gegen Plastik, Kohle gegen Jetons.
Einige stürzten sich gleich ins Geschehen, andere beobachteten erst einmal die
Szenerie der durchaus merkwürdigen Gestalten. Zwei Kollegen zog es schließlich
zum Black Jack, einer versuchte sein Glück beim Poker und der Rest tingelte von
Roulettetisch zu Roulettetisch.
Wie auch ein Junior-AD. Aufgrund seiner Körpergröße, seiner
hellen Hautfarbe, seiner blond gefärbten, schulterlangen Haare und seiner
schwarzen Klamotten gerne als kleiner Vampir tituliert.
Er sah buchstäblich rot, wie er später betonte – was auch
sonst – und setzte den Mindesteinsatz von fünf Euro beim französischen Roulette auf das einfache Spiel und die Farbe ROT. Er gewann. Sicher, die Chancen waren fifty-fifty, aber
andere Kollegen hatten an diesem Abend weniger Glück. Der kleine Vampir bekam
seinen ursprünglichen Einsatz plus seinen Gewinn von fünf Euro. Von diesen zehn
Euro setzte er wieder fünf Euro auf Rot. Und? Er gewann. Dies wiederholte der kleine
Vampir noch zweimal. Unglaublich. Hätte er selbst bei einfachen Chancen mehr
gesetzt – hätte, hätte, Herrentoilette.
Das Leben findet ja bekanntlich nicht im Konjunktiv statt.
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