Da denkt man an nichts
Offenbarendes, und dann das: Seh ich doch ein Nummernschild, auf dem MAZ prangt.
Während meiner Zeit in einer Berliner
Werbeagentur (siehe WITZ, WAS, PLI, PEN, CHOO, HIP, OHOH und NIP) teilte ich mir ein
Büro mit einem seniorigen AD. Fürs Berufsleben perfekt. Man kann sich leicht
die Bälle hin- und herspielen und Ideen weiterspinnen. Fürs Privatleben nicht
immer so perfekt. Man bekommt halt alles mit, was im Leben des anderen so
läuft. Und wenn derjenige auch noch extrem mitteilungsbedürftig ist, kommt man
nicht umhin, es aufzusaugen.
Eines Tages meldete sich besagter
Kollege bei einer Online-Dating-Plattform an. Und das änderte schlagartig
alles. Dass er und eben auch ich kaum zum Arbeiten kamen, steht außer Frage. Er
datete fast täglich ein neues Herzblatt und lud es zum Essen und mehr ein. Nach
einem Monat hätte er schon einen Restaurantführer schreiben können – so viele
Lokalitäten und Nationalitäten lernte er kennen.
Näher kennenlernen wollte er auch die
Inhaberin einer Eventagentur. Er beschrieb sie als brünetten
Barbara-Schöneberger-Klon, die nicht mit ihren Reizen geizte. Mit großer,
unterhaltsamer Klappe und ausladendem Dekolleté in einem knapp bemessenen
Wickelkleid.
Sie gingen zum Syrer und bestellten das
MAZza-Menü –
bestehend aus fünf Gängen. Zig Schälchen mit kleinen Köstlichkeiten und
exzellente Weine brachten das Date scheinbar in Schwung. Mit zunehmendem
Alkoholpegel wurden die Gespräche angeregter und die Dame offenherziger. Sie
erzählte von ihrer Herz-OP und präsentierte die Narbe, hinter der sich ihr
Herzschrittmacher versteckte.
Nicht verstecken wollte sie wohl ihre
linke Brust, die sie meinem Kollegen plötzlich darbot, der glatt vom Kissen
rutschte und sich das Kinn am Tisch aufschlug – wie er mir unter die Nase rieb.
Im angeschickerten Zustand musste er das Date schlagartig
verlassen, das nächste Krankenhaus aufsuchen, um das suppende Kinn flicken zu
lassen.
Auch an diesem Abend kam er zu seinem Stich. Denn das Kinn
wurde mit vier Stichen genäht.
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